, wie gering Sie auch von mir denken. Aber da ich Ihnen
nachfuehlen kann, ja heute mich ganz hineinzuversetzen vermag, weshalb es
Ihnen schwer wird, zu thun, was Sie als recht befunden, was auszufuehren
aber eine heilige Pflicht ist gegen Ihre Familie, gegen Ihr kuenftiges
Wohlergehen, deshalb sagte ich als Freund, der Ihre Frau wie eine
Schwester liebt und der Ihnen warm und herzlich zugethan ist: 'ich will
Dir helfen. Lasse mich handeln, und wenn's gelungen ist, dann heisse mich
meinethalben gehen.' So wollte ich es, so dachte ich es! Sie,
Clairefort, zweifelten schon bei dem ersten Schritt, den ich that, wie
mir scheinen will, an meiner Aufrichtigkeit und an der Reinheit meiner
Gesinnungen. Als Ihre Frau mir dankte und es in ihrem kindlichen Herzen
ueberstroemte, standen Sie da wie ein zorniger Brigant und kaempften nur
muehsam Ihre Leidenschaft nieder. Und nun noch eins! Jederzeit bin ich
fuer Ihre Frau auf der Welt--fuer sie und ihre Kinder! Aber ich bitte Sie
auch um derentwillen, unterdruecken Sie so falsche, durch nichts
gerechtfertigte Regungen! Habe ich durch meine Rede unangenehme
Empfindungen geweckt, habe ich Ihnen gar wehe gethan, Clairefort, so
sehen Sie mir dies nach! Vergessen Sie! Es musste Klarheit zwischen uns
sein! So, und jetzt lassen Sie mich gehen. Ich wuensche noch, Ihrer Frau
zu sagen, dass wir uns als Maenner ausgesprochen haben. Ich wuensche es,
weil ich den furchtsamen Blick in ihrem lieben Gesicht beobachtete und
sie niemals leiden sehen moechte, wo immer es in meiner Macht steht, dies
zu verhindern."
Clairefort hatte das Fenster wieder geschlossen. Er stand, das Gesicht
der Scheibe zugewendet, bewegungslos. Einigemal hatte es in seinem
Koerper gezuckt, mehreremal ballte er die Faust--aber er hatte kein Wort
entgegnet und sprach auch jetzt nicht. Als Teut sich zur Thuer wandte,
als sich in seinem langsamen Schritt nicht Zwang, wohl aber die
Erwartung einer Erwiderung von jener Seite ausdrueckte, kehrte sich
Clairefort zu ihm.
Es war feucht in seinen Augen, ein unsagbarer Schmerz irrte um seine
zuckenden Mundwinkel, und er sah Teut mit einem so hilflosen Blicke an,
dass dieser auf ihn zueilte und ihm die Hand drueckte.--
War nun endlich alles im alten Geleise? Teut war darueber nicht im
klaren. Ange aber schmiegte sich aengstlich und fragend an den Freund,
als er ihr Gemach betrat. Sobald er aber auf ihre hastigen Fragen mit
jener vertrauenerweckenden Ruhe antwortete, die ihn so anziehe
|