zu bieten und darf Sie nicht zurueckhalten, sich ein anderes
sicheres Brot zu suchen."
"Wie--auch mich wollen Sie von sich stossen, Frau Graefin?" rief Tibet.
"Ich will Sie nicht von mir stossen! Ach, Tibet, ich trenne mich nur
allzu schwer von Ihnen. Aber gestehen Sie selbst! Meine Einnahme wird in
der Folge gering sein, meine Familie ist zahlreich; ich kann Sie nicht
belohnen, wie ich es moechte. Ja, noch mehr: ich kann Ihnen ueberhaupt
nicht--"
"Ich wuensche auch gar nichts, Frau Graefin. Ich bitte nur, bei Ihnen und
den Kindern bleiben zu duerfen, die mir ans Herz gewachsen sind." Den
Schlusssatz sprach Tibet, dieser unverbesserliche Egoist, nicht ohne
Berechnung. Und er taeuschte sich auch nicht bezueglich der Wirkung seiner
Worte.
Immer, wenn die Kinder in Frage kamen, ward Ange wieder schwach oder
schwankend. Sie hingen voll Zaertlichkeit an dem alten Diener des Hauses.
Sie stellte sich vor, wie gut er stets mit ihnen gewesen, wie er ihre
Schwaechen kannte und wie guenstig er sie stets beeinflusst hatte; ja,
welche Entbehrung eintreten werde, wenn er nicht mehr in ihrer Naehe sein
wuerde.
Ange schuettelte denn auch nur den Kopf; sie bewegte ihn wie jemand, der
nicht nein und nicht ja zu sagen vermag.
Aber endlich gewann doch das Vernuenftige wieder die Oberhand, und sie
sagte:
"Und dennoch nein--nein, Tibet. Sie sind nicht mehr jung--wollen Sie die
besten Ihnen noch bleibenden Jahre sich verkuemmern, gar mit der Aussicht
in eine Abhaengigkeit treten, welche sicher ein sorgenfreies Alter
abschneidet?"
"Dafuer ist gesorgt, Frau Graefin. Ich habe ein kleines Kapital, wie Sie
aus meinem bescheidenen Anerbieten bereits erfahren haben. Ich strebe
nicht nach Geld! Lassen Sie mich wenigstens vorlaeufig bei Ihnen bleiben!
Die naechste Zeit erfordert so viel! Zuerst werde ich die ganze
Abwickelung in C. besorgen muessen, dann kommt der Umzug, die
Neueinrichtung, die Eingewoehnung in die neuen Verhaeltnisse. Das
erfordert gewiss ein Jahr, in dem ich mich Ihnen nuetzlich machen kann."
Ange sah dem trefflichen Menschen ins Auge, und eine Thraene der Ruehrung
stahl sich in ihr eigenes.
"Gut, unter einer Bedingung, Tibet!" entschied sie, waehrend sie ihre
Empfindungen zurueckdraengte "Sie versprechen mir, dass Sie meine vorher
geaeusserten Wuensche erfuellen, dass Sie dem Baron von Teut--"
Tibet hatte bei den ersten Worten dankbar das Haupt geneigt, jetzt trat
ein unverkennbarer Ausdruck der Unruhe in
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