en um die Haelfte einschraenkte, dann konnte sie
auskommen.
"Du bist wieder so betruebt" fluesterte Ben, seine Mutter sanft
umschlingend. Die uebrigen Geschwister waren noch anwesend; immer scheute
sich der Knabe, seine Gefuehle vor ihnen zu zeigen. Gerade hustete
Jorinde aengstlich auf und draussen pfiff und tobte es um die lose
befestigten Fensterladen.
"Nein, nein!" erwiderte Ange, vor den Toenen zusammenschauernd. "Geh ins
Bett, mein suesses Kind.--Und ich komme gleich nach und bringe Dir einen
heissen Trank," fuhr sie, zu Jorinde gewendet, fort, die aufgestanden war
und sich an sie schmiegte.
"Es ist so kalt oben; ich fuerchte mich auch. Soll Erna nicht auch zu
Bett gehen, Mama?"
Es war so kalt! Und Ange konnte nicht heizen. Waehrend der letzten Tage
hatte sie eine voellige Apathie erfasst; die Dinge mussten sich durch
irgend etwas aendern;--wie, das wusste sie nicht; sie that auch nichts
dafuer. Aber es konnte sich doch nichts aendern, ohne dass sie handelte.
"Ich will Dir, solange es noch so kalt ist, das Bett drinnen auf dem
Sofa einrichten," entschied Ange. "Ja, ja, mein liebes Kind, es ist zu
frostig oben, es ist nicht gut fuer Deine Brust. Wir muessen sehen, wie
wir's machen."
In diesem Augenblick entstand ein Streit zwischen den Geschwistern. Fred
neckte die beiden Maedchen, Ange weinte und Erna schrie auf, als er die
Hand gegen sie erhob. Bisher hatte Ben stumm neben seiner Mutter
gesessen. Er hoerte alles und es grub sich in ihn ein. Er sprang empor
und fuhr gegen seinen Bruder auf. Er packte ihn an die Brust und
schuettelte ihn wie eine Katze, die sich einer Maus bemaechtigt hat. Unter
der seelischen Erregung, unter dem Mitgefuehl fuer seine Mutter, unter dem
Leid um seine kranke Schwester ging es zehrend durch sein Inneres. Nun
hatte ihn die Empoerung erfasst, dass der leichtfertige Ruhestoerer selbst
jetzt keine Ruecksicht nahm.
"Ben! Ben!" rief Ange voller Schrecken und mischte sich unter die
kaempfenden Knaben. Fred hatte seinen Bruder in die Haare gefasst und
suchte ihn unter keuchendem Atem herabzuziehen.
"O, Du! Du! Kannst Du nicht einen Augenblick Ruecksicht nehmen? Ich
wollte Dir schon lange eine Lektion geben! Nein, lass' mich, lass' mich,
Mama!" trotzte Ben gegen Anges Befehl und Mahnung auf. "Er hat es
verdient! Er ist es gar nicht wert, dass Du ihn so lieb hast!"
Und nun lagen beide auf der Erde, und Ben schlug seinen Bruder in
besinnungsloser Wut auf Kopf und Schultern. U
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