iner gluecklichen Befriedigung, und nur eins draengte
sich schwermuetig in ihre Gedanken: dass das Fest ohne Tibet gefeiert
werden muesse. Sie gedachte auch Carlos', ihres Mannes, aber vornehmlich
trat Teut in ihre Gedanken. Sie seufzte tief auf. Eine verzehrende
Sehnsucht erfasste sie nach ihm. Sie verlangte nach seiner festen Stimme,
nach seinem Blick, nach seiner Teilnahme, nach seiner--Liebe.
Ange sah nach der Uhr. Es schlug gerade zehn. Noch wollte sie
aufbleiben, laenger als gestern, wo sie zu ihrem Leidwesen dem Schlaf
erlegen war.
Und gerade in diesem Augenblick vernahm sie draussen ein Geraeusch an der
Thuer, und im naechsten wurde auch die Klingel gezogen. Ueberrascht,
erschreckt wandte sie den Blick ins Freie. Das Maedchen war schon zur
Ruhe gegangen, die Kinder schliefen. Sie begriff nicht, wer noch so spaet
Einlass begehren koenne.
Statt auf den Flur zu gehen, trat sie ans Fenster und spaehte behutsam
hinaus. Aber wie von einem Blitz getroffen fuhr sie zurueck, denn als sie
den Vorhang verschob, sah sie unmittelbar neben der Mauer einen Mann,
von dessen Gestalt sie nur die Umrisse zu erkennen vermochte, dessen
Zuege ihr aber in der Dunkelheit verschleiert blieben. Einen Augenblick!
Dann fasste sie sich, drueckte, ihre Erregung zu daempfen, die Hand aufs
Herz und fragte kurz mit kuenstlicher Fassung: "Wer ist da und was wird
gewuenscht?"
"Liebe Graefin! Liebe Freundin! Ich bin's, Teut! Erschrecken Sie nicht!
Soeben bin ich angekommen. Ich muss Sie durchaus sprechen. Bitte, oeffnen
Sie. Verzeihen Sie dieses spaete Eindringen."
Teut--so ploetzlich--ohne Anzeige--in spaeter Nacht?--Ange verlor den
Atem, fast die Besinnung. Es war seine Stimme, dieselbe Stimme, die sie
so lange nicht gehoert und bei deren Klang ihr Herz zu zerspringen
drohte.
Noch einmal schaute sie hinaus, dann ueberwog ihr ahnendes Gefuehl
Bedenken und Furcht. Mit einem leisen, zitternden: "Ich komme--ich mache
auf!" trat sie hinaus und oeffnete.
Ja, es war Teut! Mit einem unterdrueckten Schrei, totenblass--und als er
nun auf sie zutrat und ihre Hand ergriff--mit dem brennenden Rot der
Erregung uebergossen, stand sie da und war keines Wortes maechtig. Aber
als sie nun das Zimmer erreicht hatten, als das Licht ueber seine Zuege
fiel, als die hohe, kraeftige Gestalt vor ihr auftauchte, als dieser
ernste und doch so guetige Blick aus seinen Augen sie traf, da folgte sie
der unwillkuerlichen Bewegung seiner Haende, trat zu ihm heran
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