sicher eine Unterbrechung. Aber zu
seiner Ueberraschung sagte Ange nichts, nur ihr Blick blieb noch ebenso
ernst, ja, so eigentuemlich auf ihm haften, dass er unwillkuerlich die
Augen niederschlagen musste. Er raffte sich aber auf und fuhr fort:
"Der Herr Baron hofft in einigen Wochen wieder so weit hergestellt zu
sein, dass er Wiesbaden verlassen kann. Er will dann nach Eder reisen und
auf dieser Reise die Frau Graefin gern in Eisenach begruessen."
"Und was sagten Sie dazu, Tibet?" fragte Ange kalt.
"Ich--ich--Frau Graefin--" Er sprach nicht aus. Einen Augenblick
schwiegen beide: nur Anges fleissige Nadel, die auf-und abflog,
unterbrach die Stille. In dem Gemache stand ein runder Tisch, der von
einer Lampe erhellt ward. Ringsum befanden sich die Moebel, welche einst
in Carlos' Zimmer Platz gefunden hatten. Dieselben Bilder schmueckten die
Waende; selbst die kleinen Nippessachen von damals standen auf dem
Schreibtisch. Ploetzlich legte Ange die Arbeit aus der Hand, und sagte,
dem Manne, der ihr gegenuebersass, forschend ins Auge schauend:
"Tibet!"
"Frau Graefin?"
"Was soll ich von Ihnen denken? Sie haben Herrn Baron von Teut gesehen
und einen solchen Auftrag uebernommen? Ich werde irre an Ihnen. Ich muss
es Ihnen aussprechen. Also war's doch wie ich vermutete. Hinter meinem
Ruecken! Also war's doch, wie ich fuerchtete, als Sie mir von einer
notwendigen Reise sprachen!"
"Frau Graefin--ich bitte--ich verstehe nicht--"
"Sie verstehen ganz gut, Tibet! Mehr noch. Sie waren befangen, als Sie
in unserem Gespraech auf diesen Gegenstand kamen, und da ich nicht arglos
war, beobachtete ich Sie."
Ange stuetzte schwermuetig den Kopf und schien fuer Augenblicke ganz mit
anderen Gedanken beschaeftigt. Sie hoerte nichts von Tibets Beteuerungen,
nichts von seiner gelaeufigen Rede, durch die er ihr das Misstrauen zu
nehmen suchte. Erst als er zu einem anderen Mittel griff, sie seinen
Plaenen gefuegiger zu machen, und ploetzlich sagte: "Sehr, sehr veraendert
hat sich doch der Herr Baron. Sie wissen, Frau Graefin, das Traurige noch
gar nicht. Ich gelangte noch nicht dazu, dies Ihnen mitzuteilen. Der
Herr Baron hat das linke Bein im Kriege verloren!" ueberwogen Teilnahme
und Sorge alle anderen Gedanken.
"Wie? was?" rief Ange erregt, liess die Arbeit fallen, erhob sich von
ihrem Stuhl und blickte Tibet mit allen Zeichen der Bestuerzung an.
"Amputiert? Das Bein verloren?"
Tibet atmete erleichtert auf.
"Mein armer, a
|