ens das Wasser in den Kruegen kegelspitz
gefroren, und nur ein Fingernagel vermochte die Arabesken des Eises zu
durchdringen, mit dem die Fenster beschlagen waren.
Die Feuerung war schon wieder verbraucht. Die Magd meldete, dass sie die
letzten Koerbe vom Boden herabgeholt habe. Fred kam nach Hause und hatte
sich auf dem Eise beschaedigt. Die Beinkleider waren auf dem Knie
geplatzt, und Ange schalt und suchte unter dem Vorrat nach anderen. Was
aber der Knabe an Garderobe besass, war zu leicht, und so musste Ange nach
dem Schneider senden, um sie ausbessern zu lassen, da sie solche Arbeit
nicht verstand. Das war am Ende nichts, aber oft sind's eher die kleinen
Verdriesslichkeiten, die uns das Leben erschweren, als die grossen.
Ueber Ernas Winterhut hatten die Maedchen in der Schule allerlei Spott
getrieben. Der gehoere wohl ihrer Mama oder sei aus einer
Komoediantengarderobe? so berichtete sie aufgeregt. "Freue Dich, dass Du
einen Hut hast, mein Kind: er ist heil und sauber. Lass die Kinder
reden."
Aber wenn Ange dies auch sagte, schnitt es ihr doch ins Herz. Es war
allerdings ein Hut, den sie selbst abgelegt hatte, und das Kind sah
seltsam darin aus. Einen anderen kaufen? Nein! Sie hatte nicht einmal
Geld, Feuerung zu bestellen, die so bitter noetig war.
Im Anfang hatten die Kinder noch alle huebsche, ja aeusserst kleidsame
Gewaender. Die beiden Maedchen sahen so zierlich und vornehm aus, dass die
Menschen sich nach ihnen umschauten. Aber inzwischen war so vieles
schadhaft geworden und nicht erneuert. Die kleine Ange trug zum
erstenmal auf den Knieen gestopfte Struempfe und zog das Kleid herunter,
das dadurch doch nicht laenger ward und nichts verbarg.
Die Kopfbedeckungen der Knaben waren reichlich abgenutzt, und Kragen und
Manschetten mussten laenger dienen als frueher. Bisweilen drang's Ange mit
Messern durch die Brust, wenn sie das Aussehen ihrer Lieblinge mit dem
anderer Kinder verglich.
An einem dieser Abende sass Ange unthaetig an ihrem gewohnten Arbeitsbuch
und stuetzte voller Kummer und Sorge das Haupt. Sie dachte aber nicht
einmal an die Gegenwart, sie beschaeftigte sich mit der Zukunft. Sie
musste rasch die jetzige Wohnung aufgeben, sie war zu teuer. Auch konnten
die Maedchen so kostspielige Schulen ferner nicht mehr besuchen. Die
guten Kleider, die Ange noch besass, waren besser zu verkaufen oder fuer
die Kinder zu aendern. Ja, das alles musste--musste geschehen! Nur wenn sie
die bisherigen Ausgab
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