olche Teut sogleich einzusenden.
Als sie schon auf dem Wege war, fluesterte ihr eine besonnene Stimme zu,
dass ein einziges Goldstueck als Abtrag genuegen werde, um sich vor sich
selbst und vor Teut zu rechtfertigen. Aber mit leiser Eitelkeit
vermischter Stolz ueberwog, was bessere Einsicht ihr zurannte, und sie
zog die Klingel und betrat das Haus.
Es giebt Wohnungen, denen eine kalte Luft entstroemt, selbst zur
Sommerszeit. Frostiges Selbstbehagen, das einen engen, abwehrenden Kreis
um sich zieht, die uebrige Welt nur sieht, sie nur anhoert und sich nur
mit ihr beschaeftigt, sofern diese keinerlei Ansprueche erhebt,
durchdringt die Bewohner und wirkt so erkaltend, dass es sich selbst den
toten Dingen mitzuteilen scheint.
Als Ange den Flur beschritt, ueberfiel sie jene Zaghaftigkeit, welche
fast immer den allzu raschen Vorstellungen unserer Phantasie zu folgen
pflegt.
Auf dem grossen Flur standen zwei in peinlicher Sauberkeit gehaltene, in
Eichenholzfarbe gemalte Schraenke, die den Eintretenden schon kalt
anstarrten. Und sonst nichts ringsum: kein Spiegel, keine Stuehle, keine
Kleiderhaken, keine Uhr. Was eine rasche Hand etwa stehlen konnte, war
weislich entfernt. Ein kalter, uebersauberer, abgeschlossener Raum, in
dem die Klingel impertinent laut nachtoente! Nun klopfte Ange.
"Ah, Frau Graefin!" sagte die Gesellschafterin artig. Es war eine alte
Dame in einem einfachen dunklen Kleide und mit einer weissen Muetze auf
dem Kopf. "Bitte, Herr Putz ist zugegen."
Putz hatte nichts in der Welt zu thun; er schwatzte ueberaus gern, sprach
eigentlich nur von sich und stand trotz seines Egoismus und der
Langenweile, die er ausstroemte--lediglich im Raterteilen war er ein
Verschwender--unter dem Eindruck, der Verkehr und Umgang mit ihm sei fuer
andere ein ungewoehnlicher Vorzug. Dass er nur seinen Neigungen dabei
folgte, lediglich sich selbst die Zeit vertrieb, und dass durch den
Verkehr irgend eine Gegenseitigkeit erwachse, diese Gedanken kamen nie
in seinen Kopf.
Waehrend Ange sich umschaute, hatte sie beim Anblick der Personen und der
altbekannten Dinge ploetzlich die Ueberzeugung, ihre Bitte werde ihr
abgeschlagen werden. War's doch Putz, den sie bereits in ihre
Verhaeltnisse einen Einblick hatte thun lassen, indem sie ihn um Auskunft
wegen Ermaessigung der Steuern gebeten. Es war ihr unfasslich, dass sie das
nicht vorher bedacht, und sie schalt ihren Mangel an Ueberlegung nun, da
es zu spaet war.
Ange fand
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