n es auch heiss in ihrem Inneren aufstieg.
Ben stand ihr stets zur Seite und wehrte die uebrigen ab. Er hatte viel
Aehnlichkeit mit dem verstorbenen Carlitos. Der Knabe war voll
Herzensguete, er besass Charakter, und fuer seine Jahre ueberraschte er
durch die Reise seines Urteils und das Gesetzte seines Wesens. Dabei war
er voll Aufopferung fuer seine Mutter, die er zaertlich liebte. Sobald es
ihr galt, war ihm keine Arbeit zu schlecht oder zu schwer; wenn keiner
Zeit hatte--er hatte sie stets. Er half ihr, selbst bei Kuechenarbeit,
und lief fort, wenn etwas rasch besorgt werden musste.
Der Knabe fuehlte nicht mehr instinktiv, sondern war sich bewusst, wie die
Dinge lagen, und sein Herz trieb ihn, seiner Mutter die taeglichen
Beschwerden zu erleichtern.
Das alles aber trat nur zum Vorschein im Hause. Draussen war der Knabe
ein voellig anderer. Vor allen uebrigen besass er einen brennenden Ehrgeiz.
Jeden Tag berichtete er, was in der Schule geschehen, wie ihm Recht oder
Unrecht geworden, und er ueberlegte, wie er es anzufangen habe, auf den
Sprossen seiner Sturmleiter weiter emporzusteigen.
Und alles stand ihm gut; er konnte nicht anders sein, wie er war. Wenn
aber einmal ein Laecheln ueber sein huebsches Gesicht glitt oder gar seine
Augen tiefere Empfindungen widerspiegelten, dann war der so schoen, dass
er einem Maler haette Modell stehen koennen.
"Wie heisst Du?"
"Graf Benno von Clairefort."
Nie nannte er sich anders, aber seltsamerweise rief dies selbst bei
Erwachsenen kein Laecheln hervor.
* * * * *
Bisweilen schien Ange altes, was frueher gewesen, wie ein Traum, und in
diesem Bilde ihrer Vorstellungen tauchte immer von neuem Teut auf. Wer
ihr einstmals gesagt haette, sie werde ihn aengstlich fliehen, und deshalb
fliehen, weil er Wort gehalten in allem, was er ihr damals in besseren
Tagen im Walde versprochen, und welches doch das Hoechste war, was ein
Mensch dem anderen gewaehren konnte--den wuerde sie einen unverstaendigen
Thoren gescholten haben. Und doch war's kein Traumbild. Sie war heute
vielleicht von ihm getrennt--fuers ganze Leben! Wuerde er, nach der
bisherigen Beurteilung ihrer Person, ihre Haltung nicht als eine
Weiberlaune deuten? Sie sah ihn vor sich--das ueberlegene Laecheln
umspielte seinen Mund, er schuettelte ueber solche Kindereien den Kopf.
Hatte er gar recht?
Und dann kam's wieder ueber sie eines Tages in dem gruebelnden Suchen
nach dem Rechten,
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