an dem heutigen Tage zurueckkehren werde. Als Ange dies mittags den
Kindern kundgab, fassten sie einstimmig den Beschluss, ihn vom Bahnhof
abzuholen. Nun standen sie erwartungsvoll da und schauten ueber den
Perron hinaus. Als der Zug endlich naeher kam, draengten sie sich
zusammen, und waren voll Ungeduld, den Langersehnten zu begruessen.
"Tibet! Tibet! Hier!" riefen sie und stuermten auf den Ankoemmling zu, der
sich geruehrt zu ihnen hinabbeugte und ihre Liebkosungen entgegennahm.
Alle griffen zugleich nach seiner Hand, um einen besonderen Vorzug zu
geniessen, bis endlich Jorinde und Ange sich seine Rechte und Linke
eroberten.
Tibets erste Frage galt der Mama, und diese ward zufriedenstellend
beantwortet. Mama Ange ginge es gut; sie habe auch an den Bahnhof
kommen wollen, sei aber abgehalten worden. Dann setzte sich die kleine
Schar, Tibet in der Mitte, in Bewegung.--
An demselben Abend sassen sich Herrin und Diener im Wohnzimmer gegenueber.
Tibet erzaehlte, wie's ihm auf der Reise ergangen sei, und Ange hoerte
freundlich und aufmerksam zu.
"Auch den Herrn Major von Teut habe ich gesehen und gesprochen," warf
Tibet in unbefangenem Tone hin, nachdem er den ersten Bericht erstattet
hatte. "Er laesst sich der Frau Graefin aufs angelegentlichste empfehlen."
Ange blickte im hoechsten Grade befremdet empor. "Wie? Sie haben Herrn
von Teut gesehen, Tibet? Wann? Wo? Und ganz zufaellig?"
Tibet nickte und erzaehlte eine Geschichte, die er sich unterwegs zurecht
gelegt hatte.
"Und geht's ihm besser? Geht's ihm wieder gut?" fuhr Ange zoegernd fort.
Tibet betaetigte und wollte schon, froh, dass die Dinge sich so guenstig
gefuegt hatten, fortfahren. Aber entweder wuenschte Ange das Gespraech
nicht fortzusetzen oder sie wollte Zeit gewinnen. Sie brach ab und kam
auf allerlei haeusliche Angelegenheiten.
Inzwischen gruebelte Tibet, wie er die Dinge nach seinen Wuenschen
einrichten koenne, und sagte endlich, eine kleine Pause benutzend,
ziemlich unvermittelt:
"Ich habe auch einen Auftrag an die Frau Graefin von dem Herrn Baron
auszurichten. Ich vergass vorher--"
Ange sah Tibet fest ins Auge, aber sie hinderte ihn nicht am
Weitersprechen. Nur ein kurzes: "Nun?" glitt von ihren Lippen.
"Zunaechst laesst sich der Herr Baron fuer den Brief der Frau Graefin recht
sehr bedanken. Er wuerde denselben schon beantwortet haben, wenn er nicht
wuenschte, der Frau Graefin muendlich--"
Tibet hielt inne; er fuerchtete nun
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