gnaedige Frau. Aber woher soll ich die
Ueberzeugung nehmen, dass ich die Ehre habe, mit der Frau Graefin von
Clairefort zu sprechen? Die ganze Angelegenheit macht, ich muss es Ihnen
offen bekennen, einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck. Der Inkulpat
hat sich aeusserst verdaechtig benommen. Nachdem er die sehr wertvollen,
wie ich hier berichtet finde, auf eine ganz ungewoehnlich grosse Summe
abgeschaetzten Diamanten anfaenglich als sein Eigentum bezeichnet hatte,
zog er spaeter diese Aussage zurueck und weigerte sich, den Namen seines
Auftraggebers zu nennen. Der Juwelier musste Verdacht schoepfen und war in
der That selbst die Veranlassung, dass die Verhaftung erfolgte. Was ist
denn Ihnen ueber den Fall bekannt, gnaedige Frau?"
Ange berichtete, was sie wusste. Sie erzaehlte, dass sie ein Telegramm und
in diesem die Aufforderung erhalten habe, sofort nach Frankfurt zu
eilen. Und waehrend sie das eroerterte, kam ihr, wie ihr schien, eine
zutreffende Bemerkung.
"Dass ich die Graefin von Clairefort bin, Herr Kommissar," fuhr sie fort,
"mag genuegend daraus erhellen, dass nur ich die ohne Zweifel mit Ihrer
Genehmigung abgesandte Depesche empfangen konnte und solche auch in der
That erhielt. Wollte der Verhaftete eine andere Persoenlichkeit
einschieben, welche Moeglichkeit Sie anzunehmen scheinen, so musste er
entweder diese zugleich benachrichtigen oder sich in der Zwischenzeit
mit mir in Verbindung setzen. Wie sollte das geschehen sein? Ich
erklaere, dass ich die Graefin von Clairefort bin, dass ich meinen Diener
beauftragt habe, meine Diamanten zu veraeussern, und dass er nur aus
Delikatesse meinen Namen verschwieg. Die Umstaende, welche ihn dazu
veranlassten, sind so trauriger Art"--Ange stockte und senkte das
Auge--"dass Sie darin nur etwas Selbstverstaendliches finden wuerden, Herr
Kommissar, wenn Ihnen solche bekannt waeren."
Der Beamte sah Anges Bewegung und legte ihr durch einige artige Worte
seine Teilnahme an den Tag. Dann aber nahm er zu dem Gegenstand selbst
Stellung und sagte:
"Was Sie als untrueglichen Nachweis anfuehren, meine gnaedige Frau, ist fuer
mich keiner. Ich bitte, nur den einen Fall ins Auge zu fassen, und ein
solcher ist unzaehligemal vorgekommen. Was kann bei solchen Gelegenheiten
nicht alles vorbedacht und abgesprochen sein! Stoesst dem Schwindler oder
Dieb eine Ungelegenheit zu, bezeichnet er als Entlastungszeugen eine mit
ihm im Bunde stehende Persoenlichkeit, die sich also im vorlieg
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