Ange erbebte, aber sie beschraenkte sich diesmal auf einen einzigen
Blick, durch welchen sie den Fremden an seinen Platz zurueckzuweisen
suchte.
In der That schien der Mann endlich belehrt zu sein; er schwieg.
Nun drueckte sich Ange mit geschlossenen Augen in die Ecke des Sitzes.
Aber noch durch die Lider sah sie in ihrer aufzeigenden Angst die rote
Weste und die funkelnden Augen des Fremden vor sich. Von draussen ertoente
das hastende Geraeusch der dahinfliegenden Wagen; einmal ein kurzer Pfiff
der Lokomotive; nun jagte ein anderer Zug, von Frankfurt kommend, ueber
die Schienen. Wie die wilde Jagd raste und stob er mit kurzem, sausendem
Gezisch, den Sturmwind im Ruecken, an ihnen vorueber. Dann trat das
fruehere regelmaessige Geraeusch wieder ein.
"Mein gnaediges Fraeulein! Ich bitte, mein gnaediges Fraeulein!" drang nun
die Stimme des Fremden in halb bittendem, halb zudringlichem Tone an
Anges Ohr.
"Mein Herr, ich muss dringend ersuchen, dass Sie mich nicht ferner
belaestigen! Sie haben eine Dame vor sich! Noch einmal, zum letztenmal;
ich habe bereits deutlich gezeigt, dass ich keine Konversation wuensche."
Aber der Fremde ruehrte sich nicht von der Stelle. Ange schien ihm in
ihrem Zorn nur noch reizvoller.
"Wie kann man sich so erregen, so ungehalten sein!" begann er abermals
kopfschuettelnd, suchte Anges Augen, rueckte naeher und tastete unter
weiteren besaenftigenden Worten sogar nach ihrer Hand. Eine heisse
leidenschaftliche Hand streifte in der That waehrend einer Sekunde Anges
Rechte.
"Mein Herr, mir fehlen die Worte fuer Ihr Benehmen! Ich befehle Ihnen,
sich sofort zurueckzuziehen!" rief Ange, flog empor und richtete ihre
schlanke, in die dunklen Trauerkleider gehuellte Gestalt so gebietend vor
dem Manne auf, dass er zurueckprallte. "Wenn Ihr besseres Gefuehl nicht von
selbst erwacht, wenn Sie Ihre empoerenden Zudringlichkeiten nicht
einstellen, werde ich die Zugleine ziehen! Ich thue es bei Gott jetzt,
sogleich--"
Als der Fremde trotz der Entwaffnung, die sich in seinen Mienen
widerspiegelte, dieser Aufforderung dennoch nicht folgte, fasste Ange den
Riemen, riss das Fenster auf und rief, waehrend sie nach der Leine
tastete, in das Dunkel hinaus nach Hilfe.
Die schwarze Nacht schielte mit ihrem mitleidlosen Gesicht in den
schwach erleuchteten Raum, Flocken ihres weissen Totenbettes wirbelten in
das Coupe, kalte, eisige Zugluft draengte sich hinein.
Jetzt pfiff die Lokomotive; der schwar
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