Nimbschen mit den lutherisch
Gesinnten nicht geschehen; vielleicht schuetzte sie ihre grosse Zahl vor
solchen Gewaltmassregeln. Es war aber wohl auch die Gesinnung der
verstaendigen Aebtissin, welche eine solche Bestrafung verhinderte:
Margarete von Haubitz ist ja nachher mit dem ganzen uebrig gebliebenen
Konvent zur Reformation uebergetreten, obwohl sie mit den aelteren Frauen
im Kloster blieb und das Leben darin nach evangelischen Grundsaetzen
einrichtete. Keineswegs aber konnte und wollte sie als Aebtissin schon
1523 den Klosterfluechtigen Vorschub leisten in ihrem Vorhaben[79].
Da nun die Nonnen an den Ihrigen keinen Anhalt fanden, so hatten sie
gerechte Ursache, anderswo Huelf und Rat zu suchen, wie sie es haben
konnten. Sie fuehlten sich ja gedrungen und genoetigt, ihre Gewissen und
Seelen zu retten[80]. Wo anders aber sollten sie diese Huelfe suchen, als
bei dem, der sie durch seine evangelischen Schriften und geistkuehne
Thaten auf diese Gedanken gebracht hatte? So machten sie's also wohl,
wie nach ihnen noch manche andere, einzelne und ganze Haufen von
Klosterjungfrauen: sie schrieben "an den hochgelehrten Dr. Martinus
Luther zu Wittenberg, einen Klage-Brief und elende Schrift, gaben ihm
ihr Gemuet zu erkennen und begehrten von ihm Trost, Rat und Huelfe"[81].
Und der Ueberbringer dieses Briefes wird jedenfalls niemand anderes
gewesen sein als eben Leonhard Koppe von Torgau. Luther erkannte an, dass
"sie beide hier haben helfen und raten koennen, und darum seien sie auch
schuldig, aus Pflicht christlicher Liebe die Seelen und Gewissen zu
retten"[82].
"Denn es ist eine hohe Not", erklaerte er weiter, mit Bezug auf die
Nimbscher Nonnen, "dass man leider die Kinder in die Kloester gehen laesst,
wo doch keine taegliche Uebung des goettlichen Wortes ist, ja selten oder
nimmermehr das Evangelium einmal recht gehoert wird. Diese Ursach ist
allein genug, dass die Seelen herausgerissen und geraubt werden, wie man
kann, ob auch tausend Eide und Geluebde geschehen waeren. Weil aber Gott
kein Dienst gefaellt, es gehe denn willig von Herzen, so folgt, dass auch
keine Geluebde weiter gelten, als sofern Lust und Lieb da ist; sonst sind
im Klosterleben furchtbare Gefahren, Versuchungen und Suenden"[83].
"Aber wenn sich nun schwache Seelen an solchem Klosterraub aergern?"
konnte man einwenden.
Luther erklaerte: "Aergernis hin, Aergernis her! Not bricht Eisen und hat
kein Aergernis. Ich werde die schwachen Gewissen schon
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