seinen Waren konnte Koppe leicht lutherische Schriften einschmuggeln und
auch einen Brief aus dem Kloster nach aussen besorgen. Keck und schlau
genug war Koppe dazu[71].
Welchen Eindruck das Auftreten und die Schriften Luthers auf die Nonnen
machte, laesst sich ersehen aus einem Bericht, den eine Nonne in gleicher
Lage und Zeit, jene Florentina von Eisleben, durch Luther in Druck gab.
"Als nun die Zeit goettlichen Trostes, in welcher das Evangelium, das so
lange verborgen, an den Tag gekommen, ganzer gemeiner Christenheit
erschienen: sind auch mir als einem verschmachteten hungrigen Schaf, das
lange der Weide gedarbt, die Schriften der rechten Hirten gekommen,
worinnen ich gefunden, dass mein vermeintlich geistlich Leben ein
gestrackter Weg zu der Hoelle sei"[72].
In Nimbschen ging es einem grossen Teil der Klosterjungfrauen aehnlich.
Ja, eine Anzahl derselben verabredete sich zu dem Plan, aus dem Kloster
auszutreten.
Das war ein schwerer Entschluss, der grosse Ueberwindung kostete. Eine
ausgesprungene Nonne galt bisher fuer einen Schandfleck in der Familie.
Der _freie_ Austritt aber war nur durch paepstlichen Dispens mit grossen
Kosten und Muehen zu erreichen und eigentlich nur Gliedern fuerstlicher
Familien moeglich. Freilich waren in dieser neuen, tieferregten Zeit
schon Moenche aus dem Klosterverband ausgetreten und weltlich geworden;
niemand wagte sie jetzt, wenigstens im kurfuerstlichen Sachsen,
anzutasten, ja, sie erhielten sogar Aemter und Stellen von Stadt und
Staat. Aber der Austritt von Nonnen war fast noch unerhoert, jedenfalls
noch sehr ungewohnt[73]. Und wenn auch das Vorurteil der Welt und der
eigenen Angehoerigen ueberwunden war, so fragte sich doch: was sollten die
ausgetretenen Nonnen draussen in der Welt anfangen, was thun und werden,
womit sich erhalten und durchs Leben bringen?[74]
Wenn darum also auch die meisten, wo nicht alle Nonnen in Nimbschen das
Klosterleben verwarfen, so haben sich doch nur die mutigsten
entschlossen, den Schritt zu thun, den sie fuer recht und geboten
erachteten, naemlich nur diejenigen, welche vermoege ihrer Bildung
selbstaendig sich durchs Leben zu bringen im stande waren, wie die
Staupitz und Kanitz, oder die noch jung genug waren, sich in ein neues
Leben zu schicken, wie die beiden Schoenfeld und Katharina von Bora. Es
waren in Nimbschen neun Nonnen zum Austritt bereit: Magdalena von
Staupitz, Elisabeth von Kanitz, Veronika und Margarete von Zeschau,
Loneta von
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