eine. Was ist's, dass du solches Kind laesst also sein Leben und alle seine
Werke verlieren?"[27]
Katharina kam vielleicht schon mit dem 6. Lebensjahr ins Kloster; denn
in ihrem sechsten Lebensjahr verschreibt Jan von Bora auf Lippendorf
alle seine Gueter allda seiner--vielleicht in diesem Jahr geheirateten
zweiten--Ehefrau. Jedenfalls war Katharina im zehnten Lebensjahr (1509)
schon Klosterjungfrau; und zwar nicht mehr die juengste, sondern die
zweitjuengste von den Aufgenommenen und blieb noch lange Jahre (bis 1516)
die vorletzte in der Reihe der Schwestern[28].
Kloester gab es damals genug im Land: es wurden allein im Meissnischen
gegen 30 Nonnenkloester gezaehlt[29]. In welches Kloster Katharina
eintreten sollte, das stand von vornherein fest: es musste das adelige
Cisterzienserinnen-Kloster "Marienthron" oder "Gottesthron" _Nimbschen_
bei Borna im Kurfuerstentum Sachsen sein[30]. Denn hier war eine Muhme
von Vaterseite, vielleicht Vatersschwester Magdalene von Bora schon
lange Zeit Klosterjungfrau und bekleidete von 1502-8 das Amt einer
Siechenmeisterin, d.h. Krankenwaerterin der Nonnen. Ausserdem waren,
scheint es, noch zwei Verwandte aus der muetterlichen Familie der Haubitz
da: eine aeltere Margarete und eine juengere Anna.
Das Kloster Nimbschen hat eine huebsche Lage. Eine Stunde unterhalb,
nachdem die beiden Mulden, die Zwickauer von Sueden und die Freiberger
von Osten her zusammengeflossen sind zu der grossen Mulde, erweitert sich
das enge Flussthal zu einer viertelstundebreiten ebenen Aue, welche die
Form eines laenglichen Blattes hat und eine halbe Stunde lang ist. Am
Ostufer zieht sich eine schroffe Felswand aus Porphyr hin, an welche
das Muldebett sich anschmiegt; im Westen begrenzt eine niedrige, sanfter
ansteigende, waldbewachsene Huegelkette den Werder. Ueber der noerdlichen
Blattspitze, die scharf durch die zusammenrueckenden Felswaende
abschliesst, erhob sich eine Burg und jenseits der Thalsperre, ungesehen
von der Aue aus, liegt die Stadt Grimma; an dem obern Ende der Aue,
unmittelbar am Fusse des westlichen Waldhuegels, stand das Kloster. Es war
also abgelegen von der Welt, abgeschlossen durch die beiden Huegelreihen,
nur mit dem Blick auf die stille ruhige Aue. Drueben floss die Mulde
ungesehen tief in ihren Ufern, ueberragt von der Felswand, hueben erhob
sich der huegelige Klosterwald. Nordwaerts davon schimmerte ein ziemlich
grosser Teich, welcher die leckere Fastenspeise barg.
Aus dem
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