FREE BOOKS

Author's List




PREV.   NEXT  
|<   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36   37   38   39  
40   41   42   43   44   45   46   47   48   49   50   51   52   53   54   55   56   57   58   59   60   61   62   63   64   >>   >|  
" Sie gab keine Antwort, sie benutzte das Eintreten Freges, des Dieners, und sagte mit dem gehobenen Ton, mit dem man dem Alten bei seiner Schwerhoerigkeit begegnen musste: "Es fehlt ein Loeffel, Frege! Auch bringen Sie eine Flasche Wein."-- Als der Diener gegangen, sah sie ihres Vetters Auge auf sich gerichtet mit jenem Blick, der zur Rede auffordert, und senkte das ihrige. "Nun? Du willst mir nicht antworten, Theonie?" Jetzt begegnete sie einem schreckenerregenden Ausdruck in seinem Gesicht; deutlicher Hass spiegelte sich in seinen Mienen, obschon er sie rasch wieder glaettete. Da ging's durch ihr Inneres, ob's nicht, um zum Ziel zu gelangen, klueger sei, sich auch zu verstellen, wie er es that. Eine nicht zu bannende Furcht kam ueber sie; so sehr lag sie unter dem Druck ihrer bangen Ahnungen, dass sie aufatmete, als Frege wieder ins Zimmer trat und zunaechst den Loeffel brachte. Sobald sich die Thuer hinter ihm geschlossen, sagte Theonie, vorsichtig jedes Wort waegend, aber auch die Gelegenheit ergreifend, ihren Vetter ueber ihre Absichten nicht im Unklaren zu lassen: "Den Hass, von dem Du sprichst, habe ich keine Ursache, gegen Dich zu empfinden. Da wir aber sehr verschiedene Naturen sind, werden wir uns, glaube ich, nie recht verstehen und deshalb besser thun, von einander zu bleiben. Ich werde nicht vergessen, dass Du mein Verwandter bist, und werde die sich daraus ergebenden Ruecksichten so lange gegen Dich ueben, wie Du sie mir erweisest. Hoffentlich ist Dir das Schicksal auf Deinem spaeteren Lebenswege guenstig, und Du bedarfst meiner hinfort nicht. Sollte es aber doch frueher oder spaeter der Fall sein, so sprich Dich gegen mich aus. Ich werde Deine Wuensche zu erfuellen suchen, sofern sie meine Kraefte und die Grenzen, die ich nur stecken muss, nicht ueberschreiten." Als Theonie mit ihrer Rede innehielt, neigte Tankred mit einem gemischten Ausdruck schlecht unterdrueckter Enttaeuschung und dankbarer Erkenntlichkeit kurz das Haupt und sagte: "Ich danke Dir fuer Deine Gesinnungen. Dass Du jemals in die Lage geraten koenntest, 'meiner' zu beduerfen, haeltst Du wohl nicht fuer denkbar Theonie? Umfasst der Reichtum denn allein die Mittel, mit dem sich ein Mensch dem anderen huelfreich erweisen kann?" "Ich werde Dich nie um etwas bitten," entgegnete die Frau kalt, und von der klug beobachteten Grenze zwischen Offenheit und Ruecksicht, die sie eben noch inne gehalten, abweichend. Aber sich ihre
PREV.   NEXT  
|<   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36   37   38   39  
40   41   42   43   44   45   46   47   48   49   50   51   52   53   54   55   56   57   58   59   60   61   62   63   64   >>   >|  



Top keywords:

Theonie

 

Ausdruck

 

meiner

 

wieder

 

Loeffel

 

bleiben

 

spaeter

 

frueher

 

einander

 

deshalb


verstehen
 

besser

 

vergessen

 
sprich
 
Sollte
 
Lebenswege
 

erweisest

 
spaeteren
 

Deinem

 

glaube


Schicksal

 

guenstig

 

Verwandter

 

Hoffentlich

 

hinfort

 

daraus

 

Ruecksichten

 

bedarfst

 

ergebenden

 

innehielt


huelfreich
 
anderen
 
erweisen
 

bitten

 

Mensch

 

Mittel

 

denkbar

 

Umfasst

 
Reichtum
 
allein

entgegnete

 

gehalten

 
abweichend
 

Ruecksicht

 
Offenheit
 

beobachteten

 
Grenze
 

zwischen

 

haeltst

 
beduerfen