Krug wurde deshalb unmoeglich, weil er keinen
Groschen mehr besass, und die absolute Notwendigkeit draengte sich ihm
auf, Geld herbeizuschaffen. Er beschloss, noch am selben Abend beim Thee
mit Theonie zu sprechen und sie in geschickter Weise um ein Suemmchen
anzugehen.
Unterdessen naeherte er sich umherschlendernd dem Stall, trat hinein und
sah dem dort beschaeftigten Kutscher Klaus zu.
Da schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, ihn zunaechst um einen Thaler
anzusprechen, und sein Komoediantentum aeusserst geschickt verwertend,
stiess er heraus:
"Hebbt Se villich en beten Luettgeld to Hand, Klaus? So wat en Dahler?"
"Ja, Herr von Brecken, dat hev ick," entgegnete Klaus mit gutmuetiger
Bereitwilligkeit und griff eilig in die Hosentasche und zog einen
schmutzigen ledernen Beutel hervor.
Diesen breitete er faecherartig auf dem Futterkasten aus und holte
allerlei Kleingeld hervor, das er, es einzeln betastend, vor Tankred
hinzaehlte.
Aber waehrend das geschah, erschien, als ob er etwas suche, Frege mit
seinem verschlossenen Gesicht in der Thuer, zog sich jedoch, als habe er
sich vergewissert, dass hier das von ihm Gewuenschte nicht zu finden sei,
kurz nickend gleich wieder zurueck.
Als Tankred den Parkausgang erreicht hatte und ueber die Wiese den Weg
zum Kirchdorf nehmen wollte, sah er abermals Frege, und hinterher lief
der Koeter Max, der bei Tankreds Anblick ein wuetendes Gebell ausstiess.
Da hob Tankred einen Stein auf und warf nach der Bestie, aber so
ungluecklich, dass nicht der Hund, sondern der Alte am Bein getroffen
wurde.
In Freges Gesicht erschien ein Ausdruck von Schmerz und dann ein Zug von
Rachsucht, vor dem man erschrecken konnte. Aber Tankred sah es nicht, er
ging pfeifend und mit dem Feldstock des verstorbenen Onkels um sich
fuchtelnd, auf abgekuerztem Wege dem Kirchdorf zu.--
Inzwischen ueberlegte Theonie, durch den Brief und das Gespraech mit der
Pastorin von neuem erregt und beunruhigt, ob es nicht richtig sei, sich
noch heute mit Tankred endgueltig auseinanderzusetzen. Sie vermochte
seine Gegenwart nicht mehr zu ertragen. Schon in der letzten Nacht war
sie wiederholt aus dem Schlafe aufgeschreckt, weil sie Schritte zu hoeren
vermeint und angenommen hatte, es sei ihr Vetter, der komme, um ihr
Gewalt anzuthun. Im hoechsten Grade auffallend war es ihr gewesen, dass
sie am Spaetnachmittag, als sie den Schreibtisch ihrer Mutter oeffnen
wollte, das Schloss verdreht fand. Dass Tankred ver
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