enommen, und
die freundlich gesinnten und schaerfer beobachtenden Leute erzaehlten
allerlei ruehrende Geschichten von Pastors und der kleinen Lene.
Nachdem der Kaffee eingenommen war, begaben sich die Herrschaften in den
Garten; Tankred bot dem Pastor eine Zigarre an und ging mit ihm, waehrend
Theonie sich der Frau anschloss.
Als die Maenner ausser Hoerweite waren, trat die Pastorin enger an Theonie
heran und sagte, deutlich mit ihrer Frage eine besondere Absicht
verratend:
"Bleibt Ihr Vetter auf Falsterhof, Frau Cromwell? Wird er kuenftig die
Wirtschaft leiten? Man sagt so in der Umgegend."
"Das verhuete Gott!" stiess Theonie herauf. Und "Nein, nein, keineswegs,"
fuegte sie hinzu. "Ich bin alleinige Besitzerin von Falsterhof, und mein
Vetter verlaesst mich demnaechst."
"Ich fragte nicht aus Neugierde--sondern--aus--andern Gruenden, liebe
Frau Cromwell," fuhr die Pastorin in warmem Tone fort.
"Nennen Sie mich doch wie frueher, Theonie, ich bitte--" fiel Theonie
ein. Der schwermuetige Zug in ihrem Gesicht verschwand, und ihr
eigentliches Antlitz durchstrahlt von Guete und Menschlichkeit, kam zum
Vorschein. Und "Ja, bitte--Sie wollten sagen?" schloss sie.
"Hier!" entgegnen die Pastorin entschlossen und zog aus der Tasche ihres
Kleides einen Brief hervor. "Dies fanden wir heut' mittag in meines
Mannes Briefkasten. Lesen Sie! Ich hatte keine Ruhe! Ich trieb meinen
guten Hoeppner, gleich anspannen zu lassen und mit mir Sie aufzusuchen."
Theonie nahm das Schreiben aus der Pastorin Hand und las:
'Da Sie die junge, gnaedige Frau auf Falsterhof lieben und ihr
wohlwollen, so helfen Sie und Ihre Frau mit Ihrem Einfluss, Herr Pastor,
dass der Schurke, der sich bei ihr aufhaelt, dass Tankred von Brecken bald
das Herrenhaus verlaesst. Bleibt er, so geschieht etwas Schreckliches.
Das schreibt einer, der ihm nach seinen Beobachtungen das Schlechtere
zutrauen darf.'
"Wer kann das sein?" stiess die Pastorin im Uebereifer ihres Gefuehls
heraus, bevor Theonie noch zu Ende gelesen. Aber sie unterbrach sich, da
sie sah, wie Theonie die Farbe wechselte, ja, dass Totenblaesse auf ihre
Wangen trat.
"Also Sie haben auch Veranlassung, ihm zu misstrauen beste Theonie--liebe
Frau Theonie? Schrecklich!--Bitte, eroeffnen Sie sich mir. Und nehmen Sie
meinen Rat an: Begeben Sie sich, sobald etwas vorliegt, nach
Elsternhausen zu Ihrem Sachwalter, Justizrat Brix, und teilen ihm alles
mit."
"Ich kann nichts sagen--bis jetzt ni
|