ne eigene Meinung verzichtenden
jungen Geschoepfen, die mit blindem Idealismus in die Ehe gingen und sich
den spaeter eintretenden Enttaeuschungen geduldig fuegten.
Nach eingenommenem Kaffee musste Tankred die Malereien der Frau des
Hauses, die nicht ohne Talent ausgefuehrt waren, in Augenschein nehmen;
man sprach mit Interesse und Verstaendnis ueber Politik, Litteratur und
Kunst, und Grete ward aufgefordert, etwas zu spielen und zu singen, was
sie ohne Einwendungen that.
Ihre Stimme war schoen, und ihr Spiel technisch vollendet, aber allem
fehlte doch die rechte Waerme.
"Sie muessen einmal von einer starken Leidenschaft ergriffen werden, dann
wird Ihr Gesang alles in den Schatten stellen, gnaediges Fraeulein," wagte
Tankred zu sagen, und Grete von der Linden sah ihm so scharf und beinahe
herausfordernd in die Augen, dass es ihn fast verwirrte.
Sie besass nichts von schuechterner Verlegenheit; vielmehr schien sie
sagen zu wollen: Pruefe mich, ob ich kalt bin, und mich nicht schon eine
Leidenschaft ergriffen hat. Aber Tankred kannte die Frauen. Es gab
viele, die in solcher Weise zum Taendeln aufforderten, sich aber mit
sittlicher Entruestung zurueckzogen, sobald ein Mann ihnen besondere
Aufmerksamkeiten erwies.
Solche Weiber reizt es, Herz und Gemuet der Maenner zu beunruhigen, auch
haben sie Interesse fuer sie, und es steigert sich, solange jene
unempfindlich bleiben. Sobald die Maenner aber an den Tag legen, dass ihre
Sinne in Aufruhr geraten, ziehen sie sich gleichgueltig von ihnen zurueck.
Tankred wendete die Taktik an, Grete von der Linden mit aeusserster
Aufmerksamkeit zu begegnen, aber ihre Eifersucht und ihr Nachdenken wach
zu rufen, indem er mit ungemessenem Lob und gleich grosser Begeisterung
von anderen Frauen und Maedchen sprach.
"Es ist das schoenste, geistreichste und kluegste Geschoepf, das mir im
Leben vorgekommen ist," warf er, eine Aeusserung einer gerade erwaehnten
Dame geschickt in das Gespraech einflechtend, hin. "Ich hatte auch das
Glueck, von ihr ausgezeichnet zu werden, aber ein einziger Zug genuegte,
um mich verzichten zu lassen."
"Und der war?" fiel Grete, ihre Neugierde nicht verbergend, ein.
Tankred machte eine ausweichende Bewegung und laechelte in ueberlegener
Weise.
"Nun?" draengte Grete, waehrend sie, wie zufaellig, einige Schritte ins
Nebengemach that, durch die sie sich und ihren Begleiter dem
Gesichtskreis der uebrigen entzog.
"Sie misshandelte," entgegnete Tankr
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