den Menschen, die ihn durchschauten,
und da war's weise, den Versuch zu machen, ihr eine andere Meinung
beizubringen. Auch fuehlte Tankred instinktiv, dass die beiden Frauen von
ihm gesprochen hatten, und er wollte den unguenstigen Eindruck, den die
Pastorin etwa durch Theonie empfangen hatte, moeglichst zu verwischen
suchen. Es war ihm fuer seine Plaene von grossem Wert, die Menschen ringsum
fuer sich zu gewinnen.
"Nun? Bleiben Sie noch eine Weile auf Falsterhof, Herr von Brecken?
oder verlassen Sie uns?" hub die Pastorin mit Absicht an und forschte
unbemerkt in seinen Mienen.
Aber Tankred wich aus und sagte, sich mit galanter Liebenswuerdigkeit an
Theonie wendend und sie dadurch zwingend, ihm nicht zu widersprechen:
"Wenn meine sehr guetige Kousine die mir gegebene Erlaubnis nicht
zurueckzieht, werde ich noch eine Weile bleiben, bis ich eine Thaetigkeit
gefunden habe, nach der ich mich wirklich nachgrade sehne."
"Ja, das Herumhocken ohne Beschaeftigung ist niemandem gut, besonders
nicht jungen Leuten," bestaetigte die Pastorin derb und kurz, Brecken
fest anschauend. "Na, aber nun wird's auch Zeit, zurueckzukehren, lieber
Hoeppner. Was meinst Du? Und haben wir denn nicht die Freude, Sie bald
einmal bei uns zu sehen, liebe Theonie?" schloss sie und schritt, deren
Zustimmung einholend, mit der jungen Frau voran.
"Auch--Sie--erweisen uns--hoffentlich die Ehre, Herr von Brecken?"
ergaenzte, seiner gewohnten Gutmuetigkeit nachgebend, der Pastor, obgleich
er wohl wusste, weshalb seine Frau Theonies Vetter nicht aufgefordert
hatte. Er glaubte nie an die Schlechtigkeit der Menschen, redete immer
zum guten und hatte auch heute hingeworfen, dass er auf anonyme Briefe
nichts gebe, dass ihm Herr von Brecken sehr gut gefalle, und kein Grund
vorhanden sei, ihm Uebles zuzutrauen.
Nachdem die Gaeste sich entfernt hatten, befiel Tankred das Verlangen,
noch ein Stuendchen ins Kirchdorf zu gehen und Bier zu trinken. Er haette
sich gern Hoeppners angeschlossen, aber kam doch von diesem Gedanken
zurueck, weil die Pastorin ihm wegen ihrer Gradheit sehr missfallen hatte.
Auch beim Abschied war sie ihm wieder sehr von oben herab begegnet,
indem sie unter starker Betonung geaeussert hatte, sie hoffe denn, dass er
in kuerzester Zeit eine Stellung erhalte, damit er die Lust an der
Arbeit, welche letztere allein gluecklich mache, nicht verliere.--Solche
moralisierende Menschen waren ihm in den Tod zuwider.
Aber auch der Gang in den
|