sucht habe, das Innere
zu untersuchen, war ihr zweifellos. Gelang es nicht, ihn dazu zu
bringen, schon am naechsten Tage Falsterhof zu verlassen, so wollte sie
abreisen und sich zu ihren Verwandten begeben. Unter der nervoesen Angst
und Furcht, die sie beherrschten, erhoehte sich ihre Bereitwilligkeit zu
Opfern. Sie wollte ihm alles vorhandene Kapital ausliefern, wenn er sich
verpflichtete, nie wiederzukehren! Aber freilich, was waren
Versprechungen und Zusagen bei diesem Menschen! Und wenn es ihm gelang,
Grete von der Linden heimzufuehren, wuerde er immer in ihrer Naehe bleiben.
Der Aufenthalt auf Falsterhof wuerde fuer sie eine Qual werden; sie musste
am Ende das Erbteil ihrer Eltern verkaufen oder konnte nie dahin
zurueckkehren! So gingen ihre Gedanken hin und her.
Und die Einleitung und Form, ihm ihre Absicht kund zu geben, fand sie
auch nicht, so sehr sie ihr Gehirn anstrengte. Freilich, wenn sie ihm
gegenueber sass, Auge gegen Auge, war sie gefasster, ja, dann empfand sie
kaum einmal Furcht und war nie um Worte verlegen. Auch konnte der Zufall
ihr vielleicht guenstig sein.
So beruhigte Theonie sich denn endlich, liess eins der Maedchen kommen und
befahl denselben, in einem Raume neben ihrem Schlafzimmer ein Bett
aufschlagen. Sie wuensche, da sie sich nicht wohl fuehle, nachts
Aufwartung zur Hand zu haben, erklaerte sie, und dasselbe aeusserte sie
gegen Frege, als er den Abendtisch deckte.
"Aber was ist denn, Frege? Ich sehe, Sie hinken ja, mein guter Alter,"
schloss Theonie mitleidig als sie nun erst bemerkte, dass Frege sich mit
dem einen Bein schwerfaellig bewegte.
Der wortkarge Mann sah seine Gebieterin mit einem eigentuemlichen Blick
an.
"Von ihm!--Er war's!" stiess er dann finster und ganz gegen seine
Gewohnheit heftig heraus.
"Er? Wer? Von wem sprechen Sie?"
Noch zoegerte Frege, aber dann holte er tief Atem und sagte, die Teller,
die er eben verteilen wollte, absetzend:
"O, liebe gnaedige Frau, ich kann es nicht mehr bei mir behalten. Ich muss
sprechen.--Es liegt etwas Schreckliches ueber Falsterhof--es kommt von
dem jungen Herrn. Ich bitte, hueten Sie sich.--Ja, ja, ich weiss, Sie
denken wie der alte Frege, der bisher nur nicht zu sprechen wagte, weil
er kein Recht hatte zu reden ueber Sachen, die allein die Herrschaft
angehen."
"Um Gotteswillen Frege, also Sie auch?" drang's in Todesschrecken aus
Theonies Munde. "Sprechen Sie! Sagen Sie mir alles, was Sie
wissen.--Aber nicht hier, er k
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