gen wehren, dass man
ihnen Wem einschenkt! Ist's nicht vollkommen gleich, ob er genossen wird
oder nicht? Es liegt etwas Kleinliches und Ungeselliges darin, sich das
Glas nicht fuellen lassen zu wollen. Ich moechte sogar sagen, es ist ein
Stueck guter Erziehung, dass eine Dame ihren Herrn darin gewaehren laesst und
keine Einwendungen erhebt."
"So bin ich denn nicht gut erzogen," entgegnete Theonie schroff. "Ich
finde es unrecht, etwas unnuetz zu verthun, so lange es Darbende in der
Welt giebt."
Tankred wollte eine haemische Bemerkung ueber Theonies ewig
moralisierendes Wesen machen, ja, es brannte ihm auf der Zunge, zu
sagen: Ihr Breckens seid ein kleinliches, filziges, philisterhaftes
Geschlecht! Aber er glaubte schon ihre Erwiderung zu hoeren: Lieber dafuer
gescholten werden, als aus den Taschen anderer leben. Er sagte deshalb
einlenkend und das Wort Darbende im humoristischen Sinne aufgreifend:
"Na, streiten wir uns nicht, Theonie, waehrend der wenigen Tage, die wir
noch beisammen sind. Und da Du von Darbenden sprichst, ich bin einer.
Schon seit acht Tagen habe ich keinen Pfennig mehr in der Tasche und
musste sogar schon den alten Klaus anpumpen--"
Wie? Auch Klaus bist Du um Geld angegangen? wollte Theonie herausstossen.
Aber auch sie beherrschte sich und sagte, hoffnungsvoll und
versoehnlicher gestimmt durch den von Tankred absichtlich eingeschobenen
und von ihr im Augenblick ernsthaft genommenen Hinweis auf seine baldige
Entfernung:
"Warum hast Du nicht eher gesprochen? Ich bin natuerlich bereit, Dir
auszuhelfen. Uebrigens koennen wir vielleicht unsere ganze Geldaffaire bei
dieser Gelegenheit erledigen. Wann gedenkst Du abzureisen? ich meine--es
soll keine Aufforderung darin liegen--ich moecht's nur wissen."
Tankred wollte mit einem raschen: Morgen, spaetestens uebermorgen,
erwidern. Er fuerchtete, sie koenne ihm abermals in dem ausweichen, was zu
erfahren er nicht erwarten konnte. Aber er aenderte doch seinen Plan und
sagte, seine Absicht unter einem plumpen Scherz versteckend:
"Von Deiner generoesen Hand, beste Theonie, haengt alles ab. Wenn Du mir
kraeftig unter die Arme greifst, kann ich ja von anderer Stelle aus meine
Versuche fortsetzen. Freilich," schloss er, verliebt sprechend, und
verschlang, durch das hastige Weintrinken ploetzlich in eine
leidenschaftliche Erregung geratend, mit seinen Blicken ihre Gestalt,
"Dich nicht mehr zu sehen, Dich lassen zu sollen, Theonie, ist ein
schwerer, fast m
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