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Alter erreicht hatte, soll die Mutter auch testamentarisch Nutzniesserin
gewesen sein, seitdem aber keine Ansprueche mehr haben."
"Ganz recht. Gleiches deutete schon der Verwalter Hederich an.--Wie
beurteilt man ihn denn?"
"Man nennt ihn in der Umgegend 'Drum und dran', weil er diese Worte
stets an passender und unpassender Stelle gebraucht. Er ist ein
einfacher aber sehr braver und von aller Welt geachteter Mann. Mein
Vater hielt grosse Stuecke auf ihn."
Nun trat eine Pause ein. Tankred dachte darueber nach, wie geschaeftsmaessig
Theonie das alles gesprochen habe, wie kuehl und temperamentlos sie nicht
nur ihm begegne, sondern sich ueberhaupt gegen die Menschen zu verhalten
scheine.
Ihn ergriff ploetzlich das Verlangen, sie zu zwingen, sich ihm gegenueber
waermer zu geben, oder er wollte ihr durch Kraenkungen vergelten, dass sie
es wagte, ihn gleichsam wie Luft zu behandeln. Alles Schlechte stieg in
dieser gemeinen Seele wechselnd auf. Nichts erboste ihn in seiner
Eitelkeit so sehr, als dass andere Menschen ihn durchschauten. Er wollte,
obgleich er die Selbsterkenntnis besass, dass er keine Achtung verdiene,
doch als Ehrenmann gelten, angesehen, bewundert werden. Aber waehrend bei
andern Menschen aus der Eitelkeit Ehrgeiz entspringt und sie zu Thaten
anspornt, scheiterte Tankred von Brecken an seiner uebermaessigen, mit
Traegheit gepaarten Genuss- und Bequemlichkeitssucht. Muehelos materiell
geniessen, stand allein auf seiner Fahne geschrieben; um das zu
erreichen, war ihm jedes Mittel recht.
Am Nachmittag desselben Tages erschienen in einem Einspaenner der
Breckendorfer Pastor und seine Frau auf Falsterhof. Sie kamen, um
Theonie zu troesten und ihr Beileid nachtraeglich noch an den Tag zu
legen.
Der Mann war ein Kind an Einfalt und Herzensguete. In dem bartlosen
Gesicht glaenzten unter einer grossen, silbernen Brille ein Paar ueberaus
freundlicher Augen, und auch ihm hatten die Leute einen Beinamen
gegeben. Er wurde stets Pastor Ja, ja! genannt, weil er schwer nein
sagen konnte und das Woertchen 'ja' fortwaehrend gebrauchte.
Sie dagegen war eine Frau von Energie, besass Humor und Menschenkenntnis
und trat, mit ihres Mannes Schwaechen rechnend, sehr haeufig handelnd fuer
ihn ein.
Er predigte auf der Kanzel, sie aber war der eigentliche Pastor in der
Gemeinde, hoerte die Leute an, riet, entschied und besorgte manche seiner
Geschaefte.
Neuerdings hatten sie, da sie kinderlos waren, ein Kind ang
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