eigt
sei. Sicher wuerde die Gabe um so geringer ausfallen, als er die wenige
Sympathie, die sie fuer ihn empfand, noch weiter verscherzte. Wollte er
ihrem guten Willen alles anheim geben, so musste er die Krallen auch
ferner einziehen und sie geschickt umschmeicheln. Freilich, vielleicht
erlangte er mehr durch Drohung, durch Gewalt--? Das musste abgewartet
werden. Vor keinem Mittel schreckte er zurueck, zunaechst aber wollte er
es im guten versuchen. Je nach dem Umfange der Schenkung, die sie ihm
anbieten wuerde, wollte er sein Verfahren einrichten.
"Du bist sehr freundlich, Theonie, und ich danke Dir nochmals von ganzem
Herzen," hub Tankred an. "Jede Unterstuetzung ist natuerlich fuer mich von
Wert, da ich nichts besitze.--Hoffentlich fandest Du durch das Testament
alle Deine Wuensche erfuellt?"
Die letzten Worte sprach der Mann mehr, um glatte Reden zu machen, als
dass er sich etwas dabei gedacht haette. Theonie aber nahm sie auf und
sagte:
"Du meinst? Ich verstehe nicht--"
"Nun, ich wollte sagen, Du erhieltest dadurch die Unabhaengigkeit, nach
der Du verlangst."
Sie schuettelte den Kopf, und scheinbar arglos, aber diesmal mit leiser
Berechnung, stiess sie heraus:
"Alles bleibt, wie es war. Kunth, der Paechter, zahlt wie frueher die
Pacht an unsern Advokaten, und ich habe die Verfuegung ueber die Zinsen,
wie zuletzt meine Mutter. Was mein Vater an barem Gelde erspart hat, das
heisst, das, was er nicht dazu verwandte, um Falsterhof schuldenfrei zu
machen, ist mein Eigentum, und ich kann darueber nach meinem Gutduenken
verfuegen. Ich wollte Dir davon die Haelfte zuwenden, die andere den armen
Verwandten meines verstorbenen Mannes ueberweisen. Ich kann ja das Geld
entbehren, da ich mich mit den Zinsen reichlich einzurichten vermag."
"Wie hoch schaetzt man eigentlich den Wert von Falsterhof?" fragte
lauernd Tankred, nachdem er ihre Rede mit leichtem, seinen Dank
ausdrueckenden Kopfneigen bestaetigt hatte, in einem aeusserlich
uninteressierten Ton.
"Ich weiss es nicht. Ich verstehe von dergleichen wenig und habe mich nie
darum bekuemmert. Ich freue mich nur, dass ich so viel habe, dass ich
sorgenfrei leben und anderen Gutes erweisen kann. Darin wird in Zukunft
ein Teil meiner Lebensaufgabe bestehen. Denn was sonst vor mir liegt,
ist einsam und recht freudlos."
Tankred hatte die Frage nach dem Wert von Falsterhof nur aufgeworfen, um
seiner Kousine Sinn fuer Vermoegensverhaeltnisse zu pruefen und danach
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