rschung seiner Leidenschaften, durch Bezwingung seiner Natur und
durch Beschraenkung seiner Beduerfnisse. Dass Ihre Kousine, die keine Liebe
fuer Sie empfindet, Sie heiraten soll, um Sie zu bessern, ist in der That
ein starkes Verlangen. Und dass jemand Gluecksgueter fordert, um seine
Fehler abzulegen, beweist, dass er noch nicht das ABC sittlicher
Lebensanschauungen in sich aufnahm, wohl aber eine an Irrsinn grenzende
Selbstueberhebung besitzt. Sehen Sie, das ist meine Ansicht. Um aber zum
Schluss zu gelangen: Ich will Ihrer Kousine mitteilen, was Sie wuenschen,
sie mag dann selbst entscheiden."
"Also auf Ihre Befuerwortung habe ich nicht zu rechnen?"
"Nein, Herr von Brecken. Wenn es nach mir ginge, erhielten Sie nichts
weiter als ein Darlehen, und das auch nur, damit Sie in die Lage
gerieten, sich Arbeit und Verdienst zu schaffen. Ich wuerde erst sehen
wollen, ob Sie ein anderer werden. Ihre traege Genusssucht in solcher
Weise zu unterstuetzen, halte ich fast fuer ein Verbrechen."
Tankred zuckte die Achseln, aber da er seiner Sache schon gewiss war, da
er sah, dass er doch wieder auf dem Punkte stand, seine Zwecke zu
erreichen, triumphierte er innerlich, ueberging die letzten Ausfuehrungen
der Pastorin und sprach ihr sogar seinen Dank fuer ihre Bemuehungen aus.
"Ich weiss, Sie werden Ihre schlechte Meinung ueber mich aendern, Frau
Pastorin! Sicher!" schloss er mit kuenstlichem Ernst und suchte, indem er
sie trotz ihrer herben Begegnung gleissnerisch seiner Achtung und
Bewunderung versicherte, noch zu gewinnen, was etwa durch Schmeichelei
zu erobern war.--
* * * * *
Grete von der Linden griff mit recht muerrischer Miene nach Umschlagtuch
und Hut und begab sich in den Garten. Sie wollte versuchen, hier ihre
Gedanken zu ordnen, nachdem sie ein sehr aufregendes Gespraech mit Carin
Helge gehabt hatte.
Ihre fruehere Erzieherin und jetzige Gesellschafterin hatte geaeussert, dass
Herr von Brecken ihr ein aeusserst widerwaertiger Mensch sei, eine
Persoenlichkeit, vor der man sicher auf der Hut sein muesse, und Grete
hatte sehr empfindlich entgegnet, dass sie es nicht passend finde, dass
Carin ein solches Urteil ueber Freunde des Hauses faelle.
Darauf war wieder eine etwas schroffe Aeusserung von Fraeulein Carin
gefallen, und nach einer nicht minder gereizten Antwort von Grete hatte
die erstere erklaert, dass es bei der geringen Uebereinstimmung, die
neuerdings zwischen ihnen herrs
|