st nur das greifbar Vorteilhafte ins Auge fasst, bestimmten sie,
sich fuer die Partie zu interessieren,--natuerlich vorausgesetzt, dass
Tankred der vermoegende Mann sei, als den sie ihn schaetzten.
Ihr kuenftiger Schwiegersohn und ihre Tochter sollten sich schriftlich
verpflichten, ihren Eltern jaehrlich eine festgesetzte Summe zu zahlen.
Aber wenn nun Tankred kein Vermoegen besass, oder wenn er oder ein anderer
Gatte Gretes sich weigerte, fuer ihre und ihres Mannes Existenz
aufzukommen?
Zum erstenmal ueberfiel es die Frau schwer, zum erstenmal in ihrem Leben
ueberkam sie eine schier unbezwingliche Angst, es koenne dergleichen
geschehen oder spaeter eintreten. Ihr Mann, ein frueherer Offizier, war
vollkommen erwerbsunfaehig. Schon machten sich allerlei durch einen
raschen Lebenswandel hervorgerufene Leiden bei ihm bemerkbar, ihn
plagten voruebergehend Gichtschmerzen; eigentuemliche nervoese Beschwerden,
Schlaflosigkeit und Atemnot waren schon vor zwei Jahren eingetreten und
hatten das Herz der Frau mit Sorge erfuellt. Wenn er sich dann wieder
erholt und wohl gefuehlt, hatten sie beide die Gedanken an Krankheit und
Tod rasch beiseite geschoben; aber gegenwaertig erschien ihr alles in
einem anderen, sehr dunklen Lichte. Unklar und drohend stieg die Zukunft
vor ihr auf, und sie beschloss, vorsichtig zu handeln und sich nicht auf
blosse Eindruecke oder gar auf den Zufall zu verlassen.--
Als Grete nach ihrer Wanderung im Freien ins Herrenhaus zurueckkehrte,
begegnete ihr Hederich, der die Weste schief zugeknoepft hatte, und dem
ein Zipfelchen hinten aus dem Rockkragen hervorschaute. Er war ein gut
geschulter Verwalter und ein gerader, durchaus ehrlicher Mensch, der
nicht eben ueberintelligent und vielseitig war, aber instinktiv das
Rechte traf, in allen seinen Obliegenheiten nach Grundsaetzen verfuhr und
allgemeine Achtung genoss.
Niemand uebte einen so grossen Einfluss auf Grete aus, wie er, ja, insofern
das junge Geschoepf ueberhaupt jemanden, einschliesslich ihrer Mutter, zu
lieben vermochte,--ihren Vater betrachtete sie eigentlich nur als eine
durch unantastbare Vertraege ueberkommene, friedfertige und unschaedliche
Persoenlichkeit,--empfand sie ein solches Gefuehl fuer Hederich. So lange
sie ihn gekannt hatte, war er ihr stets guetig und zugleich ehrerbietig
begegnet. Wann immer sich eine Gelegenheit gefunden, hatte er ihr
Aufmerksamkeiten erwiesen, und schon als Kind war sie zu ihm gelaufen
und hatte ihm ihr kle
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