verkommene Mensch wagte
es, das Andenken ihres Vaters zu beschimpfen in dem Augenblick, wo er
bettelte, bettelte um Geld, das jener durch Ordnung und Sparsamkeit sich
erworben?! Dasselbe ungestuem tobende Blut, das in Tankreds Adern rollte,
pulsierte in den ihren, und besinnungslos vor Erregung rief sie ihm
entgegen:
"Halt! Mit dieser Verunglimpfung meines verstorbenen teuren Vaters hast
Du jeglichen Anspruch auf das kleinste Entgegenkommen von meiner Seite
verwirkt. Das merke Dir! Und nun verlasse Falsterhof sogleich! Nicht ich
gehe, Du gehst--! Das ist mein letztes Wort."
In diesem Augenblick erschien die duerre Gestalt Freges in der Thuer, und
hinter ihm Klaus, der Kutscher, mit neugierig fragender, halb
aengstlicher, halb entschlossener Miene.
"Ah!" drang's aus dem Munde Tankreds, und er richtete seine Gestalt zur
Abwehr auf. "So stehen die Dinge? Sind nicht auch noch Gensdarmen zur
Hand? Ich aber sage euch, ich bleibe auf Falsterhof und weiche keiner
Gewalt! Muss ich ihr aber dennoch weichen, so huetet Euch!"
Nach diesen mit furchtbarer Stimme und unter drohenden Gebaerden
ausgestossenen Worten trat er durch das anstossende Gemach auf den Flur,
und die Zurueckbleibenden hoerten, wie er die Zimmer des Onkels aufschloss.
"O mein Gott! Weshalb willst Du mich denn so grausam strafen, indem Du
mir diesen Menschen ins Haus sandtest! Was that ich, um so Schreckliches
zu verdienen?!" hauchte Theonie und sank wie vernichtet in ihren
Stuhl.--
Tankred wanderte in seinem Zimmer mit Mienen auf und ab, als waere er
eingesperrt und saenne darueber nach, wie er sich befreien koenne. Aber
sein Ingrimm richtete sich diesmal nicht auf eine andere Person, sondern
auf sich selbst. Er hatte sich wieder nicht in seiner Macht gehabt,
abermals war er seinem Jaehzorn unterlegen, und statt seine Sache zu
verbessern, hatte er sie gaenzlich verfahren.
Da seine Handlungsweise mit der eben erst wieder gegebenen schriftlichen
Zusicherung im krassesten Widerspruch stand, hatte er Theonie schlagend
bewiesen, dass sie recht hatte, wenn sie ihm aufs aeusserste misstraute.
Nicht nur hatte er jede Ehrerbietung ausser acht gelassen, sondern sich
auch zum Richter ihrer Handlungsweise aufgeworfen und am Ende sogar
Drohungen ausgestossen, die nur zu gut verrieten, was sich in den
tieferen Winkeln seiner Seele versteckte. Sie konnte sich nach diesem
Vorgang ihm nicht wieder naehern, das Tuch zwischen ihnen war
zerschnitten.
Unglaublich ha
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