n einer schrecklichen Last befreit,
hob sich ihre Brust, als sie endlich in einem der Faecher neben anderen
wichtigen Papieren das Gesuchte fand.
'Mein letzter Wille' lasen ihre sich rasch verschleiernden Augen. Mit
den Schriftzuegen ihres verdorbenen Vaters traten auch seine Gestalt und
sein Wesen vor ihre Seele, und eine namenlose Sehnsucht nach dem
Dahingeschiedenen bemaechtigte sich ihrer.
Ihr Blick durchstreifte das Gemach und ging weiter in das Wohnzimmer.
Dort an dem Tisch hatte er mit seinem freundlichen Gesicht gesessen, und
neben ihm die Unvergessliche, der Theonie nun eben das letzte Geleit
gegeben. Ihr Leben, viele Einzelheiten ihrer Jugendzeit, die letzten
Jahre, auch die Erinnerung an ihren verstorbenen Mann traten in ihr
Gedaechtnis, und abermals kam's ueber sie wie Gewitterschwuele. Angst und
Grauen bemaechtigten sich ihrer Seele und liessen sie nicht.
Der sie sonst anheimelnde, eigene Duft der Raeume, der Geruch von
verwelktem Reseda und Rosen legte sich ihr schwer und atembeklemmend auf
die Brust, und als nun die Thuerglocke anschlug, und der Hund, der immer
bellte, wenn Tankred ins Haus trat, sich laut ruehrte, als sie wusste, dass
er eben den Flur beschritten, raffte sie, als habe sie ein Verbrechen
begangen, das Testament an sich, versteckte es mit hastiger Bewegung
unter ihrem Mieder und schloss rasch das Pult.
Dann setzte sie sich aufrecht und horchte gespannt.--Nichts--Tankred
schien sich in den Garten begeben, seine Gemaecher nicht betreten zu
haben.
Nachdem sie noch eine Weile zaudernd dagesessen, gingen ihre Blicke bald
auf die Thuer, bald auf das nach dem Park sich oeffnende Fenster. Und als
sie nun eben zum zweitenmal dorthin schaute, mehr unwillkuerlich als
bewusst, schrie sie auf, denn sie sah den scharfknochigen Kopf ihres
Vetters mit luchsartig gespannten Augen ins Zimmer spaehen und sie
beobachten. Freilich verschwand sein Gesicht mit Zauberschnelle, als
ihre Blicke sich mit allen Zeichen des Schreckens auf ihn richteten;
doch als sie, entschlossen aufspringend, hinausschaute, um sich zu
vergewissern, ob es Wirklichkeit oder nur ein Bild ihrer Phantasie
gewesen, lagen der kleine Rasenfleck und der Graben mit den hohen
Brennnesseln wie immer einsam und menschenleer vor ihr. Nun schloss sie
die Thuer des Kabinets auf, eilte die Treppe zu ihren Gemaechern empor und
machte sich, nachdem sie einigermassen ihre Ruhe zurueckgewonnen, an die
Durchsicht des Testaments.--
Theonie war
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