ah ich
noch keine. Wie sehr, wie furchtbar haben Sie mich erfreut!" Und sie
konnte den Blick nicht von den herrlichen Blumen wenden und wiederholte
noch einige Male: "ich freue mich zu sehr!"
Leo laechelte seine Mutter an und sie verstand ihn wohl. War doch auch sie
entzueckt ueber die kindliche Freude und die Anmut, mit der Ilse zu danken
verstand.
Die Stunden vergehen schnell, besonders die gluecklichen. Die Fahrt bis zum
Bahnhof war geschwunden, Ilse wusste nicht wie. Jetzt sass sie im Dampfwagen
und fuhr der Heimat zu. Ihre Gedanken schwirrten bunt durcheinander, sie
flogen voraus und traeumten vom Wiedersehen - und sie kehrten zurueck und
fuehrten sie wieder nach Lindenhof. Es hatte ihr himmlisch dort gefallen!
Der Abschied war ihr beinahe schwer geworden. Leo hatte ihr die Hand
gekuesst und sie hatte es sich gefallen lassen. Ob das wohl recht war? Am
Ende haette sie ihm die Hand entziehen muessen? - "Ach," seufzte sie laut,
zum Glueck war sie allein im Koupee, "ach! Es ist doch zu oede, wenn man gar
nicht weiss, wie man sich zu benehmen hat! Am Ende spottet er jetzt ueber
mich!" Sie erroetete bei diesem furchtbaren Gedanken. Da fiel ihr Blick auf
den Rosenstrauss, und wie sie den suessen Duft desselben einatmete, stand
ploetzlich sein Bild lebhaft vor ihr. Ein wunderbares Gefuehl ueberkam sie,
aber es war ihr fremd und sie schreckte davor zurueck. Sie legte den Strauss
aus der Hand und erhob sich. Sie wollte nicht weiter an ihn denken, sie
wollte es nicht!
Um sich zu zerstreuen, blickte sie zum Fenster hinaus. Erst auf der einen,
dann auf der andern Seite. Aber sie sah nicht viel, nichts als leere
Stoppelfelder, das war langweilig.
Sie setzte sich wieder und nahm ihre Handtasche vor. Nachdem sie ein
Weilchen darin gekramt, fiel ihr ein Buch in die Haende, das Nellie ihr
hineingesteckt hatte, damit sie Unterhaltung habe. Sie hatte gar nicht
daran gedacht, jetzt griff sie freudig nach Chamissos Gedichten. Im
Begriffe, das Buch zu oeffnen, fiel ihr etwas ein. "Halt," sagte sie fuer
sich, "jetzt werde ich das Orakel befragen, wie Flora uns gelehrt hat."
Sie schlug drei Kreuze ueber das Buch und sah gen Himmel dabei, dann
oeffnete sie es schnell und die erste Zeile, auf die ihr Blick fiel, hiess:
"Helft mir, ihr Schwestern, Kraenze zu winden -"
"Unsinn! Ich will es nicht gelten lassen!" rief sie, "also noch einmal!"
Das Buch wurde wieder geschlossen und recht, recht fest zusammengedrueckt,
dann wieder die
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