gen Mann, in der Samtjoppe, die mehr
bequem als elegant sass, mit dem breitkrempigen Hute, der ein braun
gebranntes, etwas verwittertes Gesicht tief beschattete, da draengte sich
unwillkuerlich ein andrer in ihre Gedanken und sie verglich. "Die Juristen
gefallen mir doch besser als die Kuenstler," - so meinte sie still in ihrem
Herzen.
Ehe Ilse in den Wagen stieg, wurde sie von Johann feierlich begruesst. Zur
besonderen Ueberraschung hatte er Bob mitgebracht, der nun in toller,
ausgelassener Freude seine Herrin begruesste. Johann vergass dabei seine
Empfangsrede, die er sich muehsam zurechtgedacht hatte. Verlegen drehte er
seine Muetze und sein breiter Mund zog sich von einem Ohre zum andern.
"Da ist der Hund, Fraeulein Ilschen," sagte er. "Das unvernuenftige Vieh hat
das Fraeulein gewissermassen gleich erkannt. Ich auch, wenn auch das
Fraeulein gewissermassen schoen und stattlich geworden sind, wie ein
Kuerassier." - Diesen wunderlichen Vergleich gebrauchte Johann nur bei ganz
aussergewoehnlichen Gelegenheiten, er galt fuer ihn als hoechster Ausdruck des
Vollkommnen.
Alle lachten und Ilse reichte dem Freunde ihrer Kindheit die Hand.
"Es ist gut, Johann," sagte der Oberamtmann, "du hast eine schoene Rede
gehalten. Nun aber steige auf und lasse die Pferde tuechtig zugreifen, in
einer halben Stunde muessen wir in Moosdorf sein."
Im Vaterhause war alles festlich bereitet. Fahnen, Kraenze, Blumen, sogar
eine Ehrenpforte mit einem maechtigen "Willkommen!" begruessten die
heimkehrende Tochter. - Aber sie hatte nur einen fluechtigen Blick fuer alle
Herrlichkeiten, ihre Ungeduld trieb sie hinein in das Haus, sie musste
zuerst das Bruederchen sehen.
Frau Anne, die vor ihr hineingegangen war, trat ihr schon mit demselben
entgegen.
"Du suesser, suesser Junge!" rief Ilse im hoechsten Entzuecken und der praechtige
Knabe streckte ihr jauchzend seine Aermchen entgegen.
"Er will zu mir, Mama, darf ich ihn nehmen?" Gluecklich laechelnd reichte
die Frau ihr den Kleinen. Und Ilse tanzte mit ihm im Zimmer herum und
kuesste und herzte ihn, bis er zu weinen anfing.
Die Mutter nahm ihr den kleinen Schreihals ab. "War ich zu wild, Mama?"
fragte Ilse bedauernd, "sei mir nicht boese darum! Ich freue mich ja zu
furchtbar ueber ihn! - Was er fuer dicke Aermchen hat," fuhr sie zaertlich
fort und kuesste dieselben. "Ach, und die lieben, schoenen Guckaeuglein
schwimmen in Thraenen! Daran ist nur die boese, boese Schwester schuld, me
|