erin, besonders aber freute er sich ueber ihren Ernst, ihre
Bestaendigkeit beim Lernen. Er hatte sich nicht geirrt, als er die Pension
einen Segen fuer Ilse genannt.
Auch Frau Anne segnete das Institut, das aus dem wilden Kinde eine
liebliche, sinnende Jungfrau geschaffen hatte. Eine solche Umwandlung
hatte sie vor Jahr und Tag kaum fuer moeglich gehalten. An Ilses gutem
Herzen hatte sie niemals gezweifelt, aber sie war ueberrascht von der
geduldigen Liebe, die sie dem kleinen Bruder entgegenbrachte. Nur der
Amtsrat konnte sich noch nicht in sein veraendertes Kind finden. Manchmal
sah er es pruefend von der Seite an, als ob er fragen wollte: "Ist sie es,
oder ist sie es nicht?"
"Ich weiss nicht," sagte er eines Tages zu seiner Gattin, "Ilse ist mir zu
zahm geworden. Ich kann mir nicht helfen, aber mein unbaendiges Kind mit
dem Loch im Kleide gefiel mir besser, als die junge Dame im modischen
Anzuge."
"Aber Ilse ist jetzt wirklich eine junge Dame, lieber Richard," lachte
Frau Anne, "sie ist kein Kind mehr und du musst dich daran gewoehnen, sie
nicht mehr als solches anzusehn. Uebrigens ist sie so heiter und
ausgelassen wie frueher, nur hat sie gelernt, ihren Uebermut zu zuegeln. Ich
bin sehr zufrieden, wie sie ist, und bin ganz stolz auf mein Toechterchen."
"Du magst ja recht haben," entgegnete Herr Macket, ohne indes von der
Wahrheit ihrer Worte ueberzeugt zu sein, "und mit der Zeit werde ich mich
auch an das erwachsene Maedchen gewoehnen, aber ich glaube, es wird noch
mancher Tag darueber hingehn."
"Wer weiss! Wer weiss! Ilse reisst dich vielleicht, ehe du es denkst, aus
deiner Taeuschung und giebt dir den Beweis, dass sie kein Kind mehr ist."
"Ich verstehe dich nicht, liebe Anne," sagte der Oberamtmann und sah seine
Frau fragend an, "du sprichst so geheimnisvoll und machst mich neugierig."
"Ich habe eine Beobachtung gemacht und glaube nicht, dass ich mich taeusche.
Der junge Gontrau ist Ilse nicht gleichgueltig geblieben."
Sprachlos blickte Herr Macket seine Frau an. Eine solche Moeglichkeit zu
fassen, war er nicht im stande, sie war ihm noch niemals in den Sinn
gekommen.
"Du irrst, Anne," sprach er endlich, "das ist geradezu unmoeglich. Oder,"
fuegte er besorgt hinzu, "hat sie dir etwa ein Gestaendnis abgelegt?"
"Behuete Gott," wehrte Frau Anne ab, "wo denkst du hin? Ilses Herz ist wie
eine Sinnpflanze, die ihre Blaetter schliesst bei der leisesten Beruehrung.
Noch weiss und ahnt sie selbst nichts
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