m, gieb dein' Hand,
ich verspreche dich, dass ich nie wieder dein' holde Poesie auslachen will,
und wenn sie voll lauter zerbrochene Herzen ist." -
Orla hatte unter anderm einen Klemmer erhalten und - o Schrecken! auch ein
Etui mit Cigaretten. Fraeulein Raimar stand neben ihr und sah das
verraeterische Ding.
"Was ist denn das?" fragte sie. "Ich will nicht hoffen, Orla, dass du wie
eine Emanzipierte rauchst! Du wuerdest mich sehr erzuernen, wenn das der
Fall waere. Doch," unterbrach sie sich, "wie komme ich dazu, einen Scherz
fuer Ernst zu nehmen, am Weihnachtsabend sind dergleichen Witze erlaubt."
Leiser und nur fuer die Russin vernehmbar setzte sie hinzu: "Ich habe das
feste Vertrauen zu dir, dass du niemals rauchen wirst!"
Die Angeredete schwieg und senkte die Augen. Der Tadel traf die Wahrheit,
sie hatte wirklich manchmal im Verborgenen eine Cigarette geraucht. War es
doch in ihrer Heimat nichts Auffallendes, wenn eine Dame sich ein kleines
Rauchvergnuegen machte.
Innerlich schalt sie die Pedanterie der Deutschen, der sie eine so
harmlose Freude zum Opfer bringen musste, denn niemals wuerde es ihre
Wahrheitsliebe gestattet haben, gegen das Verbot der Vorsteherin zu
suendigen, - mit einiger Ueberwindung reichte sie derselben die Cigaretten.
"Bitte, bewahren Sie mir dieselben," bat sie und laechelnd fuegte sie hinzu:
"Damit ich nicht in Versuchung komme ..."
Melanie liebaeugelte mit einem zierlichen Handspiegel. Sie freute sich sehr
ueber denselben, noch mehr aber ueber ihr eignes Bild, das ihr
entgegenlachte.
Grete blickte ihr ueber die Schulter. "Das ist eine Anspielung auf deine
Eitelkeit, Melanie! Ich habe nichts bekommen, was mich aergern oder wodurch
ich mich getroffen fuehlen koennte!"
"Nun glaubst du dich wohl fehlerfrei, liebe Grete!" spottete Melanie.
"Bilde dir das ja nicht ein, liebes Kind, du bist noch laengst kein
vollkommnes Wesen. Es giebt sehr vieles an dir auszusetzen!"
Und als ob ihre Worte sofort in Erfuellung gehen sollten, rief Fraeulein
Guessow: "Grete, da steht noch eine vergessene Schachtel auf deinem Platze!
Du hattest Papier darauf geworfen und wirst sie deshalb uebersehen haben!"
Vergnuegt und erwartungsvoll oeffnete Gretchen die Schachtel. O weh! als sie
den Deckel abhob, lachte ein glaenzendes, zierlich gearbeitetes
Vorlegeschloss sie boshaft an.
"Das ist eine Anspielung fuer dich, teures Plappermaeulchen!" rief Melanie
mit schwesterlicher Schadenfreude, und hielt da
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