so noetig sind, - sie fehlen ganz."
"Hier scheint ein Brief fuer Sie zu sein," sagte Fraeulein Guessow und nahm
ein duftiges rosa Billet von der Erde auf. Wahrscheinlich war dasselbe aus
dem Muff gefallen, den die Vorsteherin noch in der Hand hielt. Sie erbrach
das an sie gerichtete Schreiben und las wie folgt:
"Ich ersuche Sie freundlich, meiner Lilli die Kleinigkeiten unter den Baum
zu legen. Hoffentlich ist das liebe Herzl recht gesund. Nun ich hab halt
nit noetig, mich zu sorgen, weiss ich doch das goldene Fischel in so gute
Haend! - Wollne Struempf und a Jackerl hab i halt nit mitgeschickt, i wuensch
das Kind nit zu verwoehnen. Es soll immer a weiss Kleiderl anziehn, - Hals
frei und Arme frei, - so ist sie's gewohnt, und dabei moecht ich's halt
lassen.
Geben Sie mein Herzblatterl tausend Schmazerl, und dass es die Mama nit
vergisst!
Mit dankbaren Gruessen verbleib ich
Ihre
ergebene _Toni Lubauer_."
"Weisse Kleider und duenne Struempfe!" wiederholte Fraeulein Raimar
kopfschuettelnd. "Es ist gut, dass wir fuer einiges gesorgt haben, ich koennte
es nicht vor mir selbst verantworten, das kleine Ding so durchsichtig und
wenig bekleidet zu sehen."
Die junge Lehrerin stimmte bei und warf einen recht befriedigten Blick auf
all die schoenen und nuetzlichen Sachen, die auf Lillis Tischchen aufgebaut
lagen.
Der Gaertner war mit seiner Arbeit fertig und hatte das Zimmer verlassen -
die Damen zuendeten die Lichter des Baumes an, und als auch das geschehen
war, ergriff die Vorsteherin eine silberne Klingel und laeutete.
Wie mit einem Zauberschlage flogen die Fluegelthueren auf und die junge
Schar stuermte herein.
Einen Augenblick standen sie wie geblendet da. So ploetzlich aus der
Dunkelheit in das helle Licht, - der Kontrast war fast zu grell.
Lilli besonders stand wie gebannt da und hielt Ilses Hand krampfhaft fest.
"Komm," redete Fraeulein Raimar sie an, "ich will dich an deinen Tisch
fuehren, du bist ja ganz stumm geworden."
Als das Kind vor seiner Bescherung stand, kehrte seine Lebhaftigkeit
zurueck.
"Die schoene Puppe!" rief es entzueckt und schlug die Haendchen zusammen.
"Die ist aber halt zu schoen! Meine alte Lori ist lang nit so suess! - Und
ein Strohhueterl hat sie auf - ach Gotterl! und die langen Zopferl! Und ein
Schultascherl tragt sie am Arm! Bit
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