hnlich, keine aengstlichen Ruecksichten zu nehmen,
wenn sie von ihrer besseren Ueberzeugung geleitet ward. Ihr natuerliches
Selbstgefuehl wurde durch den Umstand verstaerkt, dass sie ihrem uebrigens
ziemlich viel aelteren Manne ein nicht unbedeutendes Vermoegen in die Ehe
gebracht hatte. Sie konnten auch leben, ohne dass der Pastor sich in
abhaengiger Stellung muehte.
Waehrend Tankred seinen Weg wieder zur Stadt nahm, machte er sich
Gedanken ueber den Meinungsaustausch der beiden Frauen bezueglich seiner
Person.
Die Pastorin wuerde wenigstens in der Hauptsache nicht mit ihren
Eroeffnungen zurueckhalten, und die Helge wuerde triumphieren, dass sie ihn
so richtig durchschaut hatte. Bei seinem feigen Sinne kamen ihm doch
wieder recht schwere Bedenken. Wenn sich nun die Helge aufraffte und an
Grete, ihre fruehere Schuelerin und Vertraute, eine Warnung ergehen liess?
Sein Schuldbewusstsein draengte ihm ploetzlich alle moeglichen
Vorstellungen auf, und er verlebte einen sehr unruhigen Tag. Einige
Personen musste er notwendigerweise beseitigen: die Helge, den alten
Frege und die Pastorin. Dass damals Frege den Brief an ihn geschrieben,
war ihm durch Vergleichung von Schriftstuecken, die von dessen Hand
herruehrten, zweifellos geworden; auch lag es in der Natur der Sache, dass
er zu Theonie hielt. Um so mehr draengte es Tankred, sich nun so rasch
wie moeglich Gretes zu versichern, und am naechsten Tage schon etwas
ruhiger gestimmt, machte er sich denn auch um die Tischzeit auf den Weg
nach Holzwerder, indem er diesmal den Postwagen benutzte.
Ein eigentuemlicher Zufall fuehrte es mit sich, dass auf der ersten Station
zwischen Elsterhausen und dem Kirchhof Breckendorf der Pastor Hoeppner,
welcher dort bei einer armen Familie einen Besuch gemacht hatte,
einstieg. Er begruesste Tankred mit gewohnter Hoeflichkeit und Unterordnung
und gab sich auch in der Folge ueberaus beflissen und mit der ihn stets
auszeichnenden liebenswuerdigen Gutmuetigkeit in seinem Wesen.
Tankred konnte sicherlich nichts erwuenschter sein als diese Begegnung,
da Hoeppner harmlos alles ausplauderte, was Brecken zu wissen wuenschte.
"Wir kennen," hub er an, "Fraeulein Helge ja schon so viele Jahre, und
meine Frau hat sich stets sehr freundschaftlich zu ihr gestellt. Sie
schaetzt ihren Charakter ausserordentlich und empfand gleich lebhaftes
Mitleid, als sie erfuhr, dass gewisse Umstaende die Entfernung der Dame
von Holzwerder ohne eine sofortige Aussi
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