laus nicht zugegen war,
selbst Haecksel aus der Futterkiste herbei und warf ihn dem Rappen in die
Krippe. Nun schritt er auf das Haus zu, wandte sich, ohne die Klingel zu
ziehen, sogleich zu der von Frege bewohnten, nach dem Garten gelegenen
Kammer, klopfte und trat, ein Herein nicht abwartend, naeher.
Der Alte war nicht da; auf dem Tische aber lag ein Brief, in den Tankred
ohne Besinnen guckte. Das an Theonie gerichtete Schreiben begann mit
allerlei nebensaechlichen Dingen. Nach Erwaehnung dieser war ein Absatz
gemacht, und das alsdann Niedergeschriebene lautete wie folgt:
'Und nun die Hauptsache, gnaedige Frau. Herr von Brecken hat sich mit
Fraeulein von der Linden verlobt. Die Herrschaften haben es zugegeben,
nachdem er durch ein Schriftstueck von der gnaedigen Frau nachgewiesen
hat, dass er Miterbe von Falsterhof ist und die Erbschaft nach fuenf
Jahren antreten kann. Ich glaube nicht, dass es das richtige Papier
ist, und schicke der gnaedigen Frau Abschrift davon.'
Was war das? Tankred zitterten die Glieder, das Blatt mit Freges grossen,
steifen Buchstaben bebte in seiner Hand, und das Blut schoss ihm tobend
ans Herz. Rasch! Weiter lesen, ehe er gestoert ward--!
'Die gnaedige Frau werden sich wundern, wie ich zu der Einsicht des
Schriftstuecks gekommen bin. Der Zufall hat auch merkwuerdig dabei
gespielt. Am Tage nach der Verlobung war ich schon frueh bei Herrn
Hederich in Holzwerder, der, wie ich wusste, zur Stadt wollte und schon
oft mein bischen Geld mit in die Sparkasse genommen hat. Da traf ich
hinter dem grossen Wirtschaftshaus, wo die Knechtsstube ist, Peter, den
Diener der Herrschaften, der das Zeug rein machte. Auch Herrn von
Bremens Sachen, der die Nacht bei Hederich geschlafen hatte, putzte er
und legte grade ein Kuwert auf den Tisch, das aus der Tasche gefallen
war.
Erbschaftsakte (Falsterhof) Tankred von Brecken, las ich. Grade wurde
Peter abgerufen. Da nahm ich schnell mein Wirtschaftsanschreibebuch
und meine Bleifeder und schrieb ab, was in dem Dokument stand.--'
Soweit war Tankred von Brecken gekommen, als er Schritte auf dem Flur
hoerte. Sicher! Es war Frege, und rasch legte er den Brief wieder auf den
Platz und fasste die Thuerklinke. Als er hinaustrat, streifte er den
Alten, der mit einer Miene zurueckprallte, als ob die Erscheinung eines
Verstorbenen vor ihm aufgestiegen waere.
"Ah, da sind Sie, Frege! Eben guckte ich in ihr Zimmer und fand Sie
n
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