unbeschraenkter Bewunderung den Kopf.
Tankred aber wandte das Auge zu Grete, und sie sah ihn mit einem Blicke
an, der mehr sprach als alle Worte.
Dann aber trat an Tankred etwas anderes, weit schwereres heran. Herr von
Tressen zog ihn vor dem Abendessen in sein Arbeitszimmer. Tankred wusste,
dass nun das Schriftstueck von Theonie zur Sprache kommen werde.
Noch war er nicht so verdorben, dass er der Vorlage des gefaelschten
Dokuments mit voelliger Ruhe entgegen gesehen haette; bisher hatte er
gelogen und betrogen, auch sich Vorteile zu verschaffen gewusst, die
seinen Brotherrn geschaedigt hatten, aber doch nicht als direkter
Diebstahl anzusehen waren. Aber vor Faelschungen war er bisher doch
zurueckgeschreckt! Nun beschritt er einen Weg, der ihn bei Entdeckung
jeden Augenblick mit der Staatsgewalt in Beruehrung bringen konnte, und
so peinigte ihn ausser dem Rest von Ehrgefuehl, das noch in ihm war,
auch--die Furcht. Er sagte sich wie schon frueher, dass er nicht dazu
veranlagt sei, die Folgen eines Verbrechens auf sich zu nehmen, dass er
nicht die mit der vollkommenen Verderbtheit verbundene und fuer sie
erforderliche Seelenruhe besitze: und doch beschwichtigte er sich. Wenn
das Schriftstueck nicht in Tressens Haenden blieb, wer konnte ihm dann
etwas nachweisen? Er wuerde im Fall mit kuehner Stirn leugnen und Tressen
der falschen Verdaechtigung zeihen. So zog er denn, sobald das Gespraech
dazu Anlass bot, das von ihm mitgenommene Papier hervor und ueberreichte
es Gretes Vater mit voller Unbefangenheit.
Tankred beobachtete des Lesenden Zuege. Ohne Zweifel; er hatte seine
Sache gut gemacht! Tressen bewegte nach genommener Einsicht mit
deutlicher Befriedigung den Kopf und legte, Tankreds geschickt
abgefasstem Kommentar ebenfalls mit groesster Genugthuung zuhoerend, das
Papier neben sich auf den Tisch.
Er schien das Schriftstueck einstweilen behalten zu wollen, aber Tankred
liess seinen Zweck nicht aus dem Auge. "Der letzte Passus"--schob er in
seine Rede ein, nahm die gefaelschte Akte an sich und entfaltete sie,
"bedarf auch nach anderer Richtung hin noch einer Erklaerung. Gestatten
Sie. Es heisst da----"
Nun las er vor, und nachdem er zu Ende gelesen, liess er das Papier,
nachdem er es noch eine Weile in den Haenden gehalten, gleichsam
unwillkuerlich in seine Brusttasche zurueckgleiten.
"Wuerden Sie erlauben, dass ich auch meine Frau mit dem Inhalt des
Schriftstueckes bekanntmache?" fiel Tressen ein und strec
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