esonderen Druck auf sie auszuueben, indem er berechnend hinwarf:
"Gluecklich ist derjenige, der Ihnen im Leben naeher treten darf, der von
Ihrer Freundschaft beruehrt wird, gluecklich, weil Sie sich ganz so geben,
wie Sie sind, ehrlich und offen, ohne falsches Gefuehl, und sicher fest
halten, was Sie einmal ergriffen haben."
"Sie spotten, Herr von Brecken. Was bin ich?" gab Grete halb
geschmeichelt, halb in ehrlicher Ueberzeugung zurueck. "Wollen Sie wissen,
dass ich oft sehr traurig bin, mich sehr ungluecklich fuehle? Ich denke
dann, dass ich eigentlich gar keine guten Eigenschaften besitze. Ich bin
oft eigenwillig, rechthaberisch, gar nicht gefuegig und sehr egoistisch.
Ich bin nicht gut, wie man sein muesste. Die Natur schuf mich so,--leider!
Freilich beruhige ich mich dann wieder und sehe gerade in meiner
Charakterveranlagung mein Glueck. Es ist wirklich von Uebel, wenn man eine
so leichte Hand hat wie meine Eltern, so vertrauensselig und gutmuetig
ist. Was haetten sie nun in ihrem Alter, wenn ich nicht waere? Natuerlich
werde ich sie nicht verlassen, aber so wie bisher werden sie doch nicht
weiter leben koennen, wenn ich einmal--"
Grete stockte.
"Wenn Sie einmal?" setzte Tankred leise an und trat Grete, ploetzlich
alles wagend, mit zaertlich werbenden Mienen und Blicken naeher. Aber
obgleich ihre Augen verrieten, dass sie bei ihm war, entwich sie ihm
doch, als er zu weiteren Worten ansetzte. Auch hoerten sie draussen
Schritte, und, ihre Verwirrung bekaempfend, gingen sie auf den Flur, wo
ihnen Frege mit ernster Ehrerbietung gegenuebertrat.
Tankred verstaendigte den Diener seiner Kousine mit einigen laut
gesprochenen Worten und ersuchte ihn dann, in den Stall zu gehen: Klaus
moechte den Wagen und das Pferd vorfuehren, sie wollten gleich wieder
fort, er wuenschte dem Fraeulein nur noch die Herrenzimmer zu zeigen.
Tankred wollte Frege verscheuchen, in den Gemaechern des verstorbenen
Onkels hoffte er zu erreichen, was ihm eben entgangen.
Aber Gretes Stimmung war bereits eine andere geworden. Entweder sie
bereute, dass sie sich hatte fortreissen lassen, oder sie wuenschte sich
nicht der Moeglichkeit auszusetzen, von Frege ueberrascht zu werden.
Sie besah die Raeume, in die Tankred sie fuehrte, fluechtiger und machte
eine hastig unruhige Bewegung zur Rueckkehr, als sie in einer alten
Rokokouhr die Zeiger bereits auf zwei Uhr gerichtet fand.
"Schon zwei Uhr! Ich muss zurueck, Herr von Brecken. Ein anderma
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