ist, er wurd' es nicht erst. Denn er
hatte gelebt, und er hatte erlebt, eh' er die Feder ergriff; er war ein
reifer Mann, als er sein erstes Buch schrieb; er erfuellte buchstaeblich
die Forderung der Concourts, (wenn ich nicht irre, waren es die beiden
Brueder, welche sie aufstellten,) dass man erst vierzig Jahre zaehlen
muesse, bevor man sich Realist nennen duerfe. Aber Realist! Meines Wissens
hat sich Heiberg nie so genannt, und da seine Buecher nicht "die einzige
Berechtigung des Realismus" beweisen wollten, da er sich nicht auf ein
einseitiges Dogmenverkuenden und Dogmenbeweisen kapriziert hatte, sondern
in Wahrheit nichts anderes als _wirken_, naemlich die Sinne und die Seele
des Lesers nach seinem Willen regieren, sie mit den Bildern und
Vorstellungen, welche seine Ideen forderten, fuellen wollte--etwas, was
bis jetzt alle Dichter seit Homer, ohne Ausnahme, erstrebten--, so nahte
seinen Buechern das Publikum sich unbefangen und ohne jegliche
Voreingenommenheit. Dem Publikum ist es naemlich in der That ja ganz
gleichgueltig, wer vor ihm steht, ob es ein Idealist, Romantiker, Realist
oder was immer sei--als ob ueberhaupt die Wirklichkeit diese Gegensaetze
so scharf begrenzt anseinanderhielte!--es will nur eins: es will
bezwungen sein; der Leser wuenscht zu fuehlen, dass der Kuenstler Gewalt
ueber ihn habe, er will sein Gefangener sein...
Heiberg bezwang das Publikum; er fesselte es mit Rosenguirlanden in
seinen entzueckenden Plaudereien; aber aus seinen folgenden Buechern--ich
denke hier besonders an den "Apotheker Heinrich"--langte es mitunter
zugleich wie ein Paar grauer Schattenarme, die sich Einem unvermerkt um
den Hals schlangen, fester und fester... und die uns mit unheimlicher
Gewalt tiefer und tiefer in das Buch und seine Geschichten hineinzusehen
zwangen, bis langsam sich die Spannung loeste und ein hinreissender Humor
uns den Alp von der tiefaufatmenden Brust waelzte... Was sag' ich? in das
Buch? In das Leben, in das Leben, wie es ist! In allen seinen folgenden
Arbeiten, wenn auch in einzelnen bisweilen die Kraft des Dichters
nachzulassen schien, steckte ein Element der Urspruenglichkeit, ein
naives, leidenschaftliches Ergreifen der Dinge, wie es Einem lange nicht
vorgekommen. Und dabei doch wieder: man fuehlte sich so wohl bei Heiberg;
er hat etwas Aristokratisches, Vornehmes, Weltmaennisches; bei ihm
vereinigte sich Weltton mit Frische, heitere Laune mit einer
schneidenden Satire. Auch seine berueckendst
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