sich, wieder den Weg durch das Gehoelz
einschlagend, abermals in der Allee.
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Vor einer Stunde war die alte Frau von Brecken beerdigt. Eben war
Theonie von dem Begraebnis zurueckgekehrt und sank nun in ihren oben im
Hause belegenen Gemaechern an dem Tisch nieder und liess das Haupt auf den
ausgestreckten Armen ruhen. In ihrem Innern hatte nichts anderes Raum
als der Schmerz, verstaerkt durch das Gefuehl einer grenzenlosen
Vereinsamung und--Furcht.
Ausser ihr wohnten in dem grossen Hause nur zwei Maedchen und ein bejahrter
Diener ihres verstorbenen Vaters, ein zuverlaessiger, aber eigentuemlicher
alter Mann, der etwas schwerhoerig war. Das Haus des Paechters von
Falsterhof lag fast eine Viertelstunde entfernt hinter dem Park, und der
Paechter selbst war einer jener streng redlichen, aber plump graden
Menschen, die man respektiert, aber nicht eben liebt. Da er
unverheiratet war, fuehrte ihm seine alte Schwester die Wirtschaft, und
auch sie war wenig zugaenglich.
Im Herrenhaus befanden sich zur Linken im Parterre die gemeinsamen
Wohngemaecher, die sich bis in den Fluegel ausdehnten; zur Rechten lagen
die Raeume, in denen jetzt Tankred sich breit machte, und oben
Fremdengelasse und Theonies Zimmer. Im andern Fluegel waren die Kueche und
die Gesindezimmer. Man musste eine breite, beschnittene Hecke
durchschreiten, wenn man von der Hinterfront des Hauses in das Gehoelz
gelangen wollte, welches sich dort duester hinstreckte. Auch vorn standen
grosse, die Zimmer verdunkelnde Linden, und den Hof begrenzte der durch
Stakete eingefriedigte Gemuesegarten mit hohen Gebueschen. So drang denn
nie Licht, kaum Helle in die unteren Gemaecher, und das Herrenhaus machte
von aussen und innen einen unheimlich duesteren, melancholischen Eindruck.
"Was nun?" drang's unwillkuerlich und mit grenzenloser Schwermut aus
Theonies Munde, als sie nach Bekaempfung des ersten Schmerzes das Haupt
emporrichtete und, ihre Gestalt dehnend, sich im Zimmer umschaute.
"Was nun?" Weit lag die Welt vor ihr, nichts fesselte, hinderte sie,
niemand beschraenkte ihre Freiheit, und doch erschien ihr die Ferne, in
die sie schaute, von allen Seiten begrenzt, doch fuehlte sie sich
gehemmt, als befaende sie sich in einem Gefaengnis.
Die Freude am Dasein war ihr, da sie nun den letzten Familienanhalt
verloren hatte, erloschen. Wenn sie sich vorstellte, dass sie ihr ganzes
Leben in Falsterhof verbringen sollte, kam's ve
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