mmer des verstorbenen Hausherrn,
rauchte dessen zurueckgelassene Zigarren, bediente sich seiner Pfeife
und schritt mit seinem Feldstock ueber das Gut.
Taschengeld steckte ihm die Tante zu, und bevor ihre Krankheit sie
ergriffen, hatte sie sogar darauf Bedacht genommen, dass ihm bei Tisch
nichts vorgesetzt wurde, was er nicht mochte, und dass ihm
Bequemlichkeiten zu teil wurden, wie man sie nur aelteren und besonders
geschaetzten Personen verschafft.
Tankred sprach mit solcher Offenheit ueber sein Vorleben, drueckte eine
anscheinend so ehrliche Reue darueber aus, seinen Eltern Kummer bereitet
zu haben, legte einen solchen Abscheu davor an den Tag, in alte,
schlechte Gewohnheiten zurueckzuversinken, und wusste seine Tante in so
geschickter Weise zu umschmeicheln, dass die Frau sich voellig umgarnen
liess und alle ihre Vernunft, die ihr doch bisweilen etwas anderes
zufluesterte, gefangen gab.
"Du bist nun einmal durch Tankreds Vorleben gegen ihn eingenommen,
Theonie!" hatte sie ihrer anfangs noch schuechterne Einwendungen
machenden Tochter gesagt. "Menschen koennen sich doch aendern! Diesen
jungen Mann haben die Lebenserfahrungen frueh weise gemacht. Ich glaube
an seinen ehrlichen Willen und an sein Herz und bin ueberzeugt, dass er
fortan nur grade und gute Wege gehen wird."
Am Tage vor dem Eintritt ihrer Krankheit hatte Frau von Brecken sogar
fallen lassen, dass es vielleicht ein guter Plan sei, Tankred zum
Oberverwalter des Gutes und des Vermoegens einzusetzen, ihm auf diese
Weise Thaetigkeit und Erwerb zu geben und die Pflichten natuerlicher
Ruecksicht gegen den einzigen Verwandten zu ueben, den sie noch auf der
Welt besaessen.
Mit allen Zeichen hoechsten Schreckens hatte Theonie dem zugehoert.
"Mutter, ich bitte Dich, welch ein Gedanke! Schrieb uns nicht Tante noch
sechs Wochen vor ihrem Tode, dass Tankred wegen Veruntreuung vom Grafen
Thorley auf Rinteln entlassen sei? Soll ich den Brief hervorholen, in
welchem sie, daran verzweifelnd, jemals einen braven Menschen aus ihm zu
machen, seinen Charakter schildert? Steht es dort nicht geschrieben, dass
man sich um so mehr vor ihm hueten muesse, als er ein grosser Kuenstler in
der Verstellung sei, dass er die Herzen der Menschen umstricke, sich
ihnen fuege und anbequeme, aber stets ein verstecktes Ziel dabei im Auge
habe? So lautet das Urteil der eigenen Mutter, und Du, die Du doch
erschrocken warst ueber sein ploetzliches, unaufgefordertes Erscheinen
hier, sch
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