beruehrt.
Neuerdings verkehrte Hederich sehr viel bei den Alten, fast jeden Abend
kam er, spielte Whist oder plauderte und berichtete, was ihm die Spatzen
zugetragen.
Er hielt mit seinem kuehlen Urteil ueber Tankred auch jetzt nicht zurueck,
aber gestand zu, dass sein neuer Herr fuer vieles einen richtigen Blick
habe und gut zu disponieren verstehe.
"Er wird's auch bald allein machen, drum und dran! Weshalb noch einen
Verwalter halten und bezahlen?" hatte er schon hingeworfen und auf die
Einwaende der beiden Tressens hinzugefuegt: "Ja, ich sagte auch bezahlen,
gnaedige Frau. Er ist wie das Fraeulein, er sieht auf den Schilling."
Tressens fuehlten, dass Hederich recht habe; in den letzten Wochen vor der
Hochzeit hatten sich allerlei kleine Dinge bemerkbar gemacht, die nur
wegen mangelnder Veranlassung frueher nicht zum Ausdruck gelangt waren.
Ihrer Kinder Engherzigkeit hatte Tressens gestoert, aber gerade sie, die
es nicht verstanden, zu hueten, schaetzten doch auch wieder deren
Sparsamkeitssinn, wenn schon ihr Temperament sie einmal hinriss, sich
dagegen aufzulehnen.
Wenn die Alten allein waren, gaben sie ihren Gedanken rueckhaltslos
Ausdruck; Befuerchtungen, die durch die Abmachungen vor der Hochzeit
beseitigt zu sein schienen, machten sich leise vorahnend wieder geltend.
Grete und Tankred hatten ihnen ein Drittel der Jahresertraegnisse des
Gutes ueberwiesen und ihr Einverstaendnis erklaert, dass die Alten im Schloss
wohnen blieben. Wenn sich spaeter herausstellte, dass doch ein so enges
Zusammenleben nicht zutraeglich sei, so verpflichteten sie sich, ihnen
eine Wohnung in Elsterhausen fuer ihre Beduerfnisse einzurichten, ohne
allerdings gehalten zu sein, sie noch besonders zu bezahlen.
Grete hatte ihren Eltern diese nach wiederholten Beratungen mit Tankred
aufgesetzten Punkte eines Tages als ihren unabaenderlichen Willen
unterbreitet, ja, das Aktenstueck ihnen gleich unterschrieben auf den
Tisch gelegt. Der Rechtsanwalt hatte Tressens in einem privaten
Schreiben geraten, anzunehmen, was ihnen geboten wurde. Es sei doch
moeglicherweise auch in ihrem Interesse, dass eine Trennung stattfinde,
und der materielle Punkt sei nicht wohl anfechtbar, da die Ueberweisung
eines Drittels aus den Einkuenften koulant zu nennen sei.--
Es war mitten im Juni, an einem das Gemuet erheiternden, sehr schoenen
Sommertage, als nach Tisch ein Brief von Grete eintraf, der nunmehr
verkuendete, dass Breckens zurueckkehren wuerde
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