n diesem Augenblick erfolgte eine Stoerung. Die Magd erschien und
meldete, dass Herr von Brecken da sei. Er wolle sich nach des Herrn
Pastors Befinden erkundigen und bitte auch in anderer Angelegenheit die
Frau Pastorin sprechen zu duerfen.
Die Frau schwankte, was sie thun solle. Frege um Breckens willen
ungehoert abfertigen, konnte ihr nicht beifallen. Ihre gerade Natur
machte niemals Standesunterschiede, auch regte sich in ihr eine
natuerliche Neugierde, Naeheres von Frege zu erfahren. So entschied sie
sich denn rasch, hinauszugehen, um Tankred mit kurzen Worten
abzufertigen.
Waehrend sie jedoch der ihr voranschreitenden und die Thuer
offenlassenden Magd folgte, erblickte der auf dem Flur harrende Besucher
gerade denjenigen Mann in dem Gemach des Pastors, um dessen willen er
vornehmlich heute seinen Gang angetreten hatte. Aber Tankreds Mienen
verrieten nichts; mit unbefangenster Artigkeit trat er auf die Pastorin
zu und richtete, schon waehrend sie ihm in die Wohnstube voranschritt,
aeusserst teilnehmende, ihren Mann betreffende Fragen an sie. Nachdem dies
geschehen, nahm die Pastorin das Wort und sagte, nicht ahnend, dass
Tankred wisse, wer bei ihr sei:
"Ich habe Besuch, den ich nicht fortsenden kann, aber ich wollte Sie
doch fuer einige Minuten wenigstens empfangen. Zunaechst eine Frage:
Bestaetigt es sich, dass Sie sich mit Fraeulein von der Linden verlobt
haben? Man sagt so!"
Tankred nickte. "Ja, Frau Pastorin; es war neben dem Wunsche, mich nach
des Herrn Pastors Befinden zu erkundigen, der Zweck meines Erscheinens,
Ihnen persoenlich das fuer mich so glueckliche Ereignis mitzuteilen. Haben
Sie Nachricht von meiner Kousine? Wissen Sie, wann sie nach Falsterhof
zurueckkehrt? Ich war gestern dort, aber kam ueber einen aergerlichen
Zwischenfall gar nicht dazu, Frege zu fragen. Denken Sie--und auch das
wollte ich zur Vermeidung thoerichter Aussprengungen Ihnen sagen,--der
Mensch lehnte sich in so ungebuehrlicher Weise gegen mich auf, dass ich
ihn zuechtigen musste. Ich erhielt durch einen Zufall Kenntnis von
allerlei Schleichereien seinerseits und einem ganz unerhoerten Eingreifen
in meine persoenlichen Angelegenheiten. Er hat neulich bei seiner
Anwesenheit auf Holzwerder das mir von Theonie ausgefuellte
Schriftstueck--Sie wissen, die Abtretungsakte, die ich Herrn von Tressen
vorlegen wollte,--an sich genommen und kopiert und weigerte sich, mir
die Abschrift herauszugeben. Es wird wahrlich nicht in dem Willen
|