zu; sie fand ihn etwas berechnend und
selbstsuechtig, aber das stoerte sie keineswegs, im Gegenteil, das erhoehte
seinen Wert in ihren Augen.--
Inzwischen hatte die Unterredung mit ihrer Tochter Frau von Tressen
nicht minder beschaeftigt als Tankred und Grete, ja, so wenig
vorteilhaft war der Eindruck gewesen, den sie davon empfangen, und so
sorgende Zweifel waren in ihr aufgestiegen, dass sie beschloss, einmal
vertraulich mit Hederich ueber den Gegenstand zu reden. Sie glaubte, sie
werde durch eine Ruecksprache mit ihm Beruhigung finden. Er kannte Grete
so lange und hatte sich auch ein Urteil ueber Tankred gebildet. Der
Drang, das, was ihr Herz beschwerte, abzuloesen, trieb sie; es lag in
ihrer lebhaften Art, dass sie Dinge, die sie beschaeftigten, nicht auf
sich beruhen lassen konnte.
Da sie Hederich mehrere Tage nicht gesehen hatte, wollte sie auch ueber
Hoeppners etwas von ihm erfahren. Hederich war, wie das Hausgesinde ihr
gesagt, in letzter Zeit sehr oft im Pastorenhause gewesen. Seine Liebe
zu der Frau, der einzigen Tochter eines vordem in der Naehe ansaessig
gewesenen, verstorbenen Gutsbesitzers, bei dem er viel verkehrt hatte,
schien keineswegs erloschen. Oder vielleicht hatte sich sein Herz
besaenftigt, und nur die Gewohnheit trieb ihn haeufiger in die Naehe der
Pastorin.
Hederich bewohnte ein mit allem moeglichen Krimskrams vollgepacktes, zur
rechten Hand im Verwalterhause liegendes Parterrezimmer. Als Frau von
Tressen bei ihm eintrat, sass er in dem sehr heissen Gemach in Hemdsaermeln
und war mit der Pruefung von Gutsrechnungen beschaeftigt.
Bei ihrem Kommen sprang er verlegen empor, muehte sich mit grosser
Ungeschicklichkeit, seinen Hausrock anzuziehen, wobei er zunaechst nicht
in den Aermel, sondern in das Brusttaschenloch fuhr, und raeumte dann
einen mit Rechnungsbuechern bepackten Stuhl ab.
"Hier, hier, bitte, gnaedigste Frau. Dass Sie mich auch gerade so finden.
Ich bitte, drum und dran, um Entschuldigung."
Frau von Tressen suchte ihm durch erhoehte Liebenswuerdigkeit seine
Verlegenheit zu nehmen, setzte sich und kam gleich auf die Sache. Sie
teilte Hederich im Vertrauen mit, dass die Zukunft ihr grosse Sorge mache,
und dass sie das Beduerfnis habe, sich gegen ihn darueber auszusprechen.
"Es tritt ein neuer Abschnitt in unserem Leben ein, wir stehen nun
wirklich vor dem, was ja einmal kommen musste, und ich fuehle, wie
notwendig es ist, den Augenblick zu nuetzen."
"Gewiss, gewiss--drum
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