ffallen muessen, wie andaechtig und wie
lange er das Bild betrachtete. "Du findest sie wohl huebsch?" fragte sie
unbefangen.
"Wie heisst sie? Guessow?" fragte er, und jetzt hatte er ihre Frage
ueberhoert. "Wie ist ihr Vorname?"
"Charlotte."
"Lotte," nickte er zustimmend, "ein schoener Name!"
Er schloss das Album und nahm sein Buch wieder zur Hand. Ilses Anwesenheit
schien er vergessen zu haben.
Sie kannte ihn schon als einen Sonderling, darum fiel ihr sein Wesen nicht
auf.
"Komm mit hinaus auf die Veranda, Onkel," bat sie, "Gontraus sind
gekommen." Diese letzten Worte setzte sie mit abgewandtem Gesicht hinzu.
"Ja, ja, bald!" entgegnete er zerstreut und liess sich nicht stoeren. "Ich
folge dir gleich."
Zoegernd und auf den Fussspitzen durchschritt sie den Speisesaal. Mehrmals
blieb sie stehen und lauschte. Alles war still. Als sie die geoeffnete
Thuere erreicht hatte, bog sie den Kopf etwas vor und spaehte nach beiden
Seiten; als sie die Veranda voellig vereinsamt sah, wagte sie sich hinaus.
Der Fruehstueckstisch stand bereit, sie machte sich daran zu schaffen,
horchte dann wieder, ob die Eltern noch nicht kaemen. Sie blieben recht
lange. Wo sie nur verweilten? Wenn sie gewusst haette, dass sie mit dem
Landrat und seiner Frau oben im Wohnzimmer waren, wo sie durchaus erst dem
kleinen Bruder eine Visite abstatten wollten, wie wuerde sie zu ihnen
geeilt sein.
Endlich vernahm sie Schritte. War das der Onkel? Es war nicht sein
Schritt, auch wuerde er nicht durch die Hausflur und von aussen herum auf
die Veranda gekommen sein. Vorsichtig lugte sie durch das Blaetterwerk und
erkannte zu ihrem Schrecken - Leo.
Das Blut schoss ihr in die Wangen und der Atem stockte ihr in der Brust.
Unmoeglich konnte sie ihm jetzt gegenueberstehen! Sie wuerde nicht im stande
gewesen sein, ein Wort hervorzubringen, und wenn sie so stumm und dumm vor
ihm stand, was sollte er von ihr denken?
Flucht! das war das einzige, was sie aus dieser peinlichen Lage befreien
konnte, aber es war zu spaet, er hatte sie gesehen, und gerade, als sie
ihren eiligen Rueckzug nahm, als sie den Salon bereits halb durchschritten
hatte, holte er sie ein.
"Jetzt muessen Sie bleiben, gnaediges Fraeulein," sprach er scherzend, "ich
lasse Sie nicht fort! Sie haben mich auf {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}spaeter{~SINGLE LEFT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~} vertroestet und jetzt ist
es {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}spaet
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