omischen Eindruck in diesem abenteuerlichen
Kostueme und die Vorsteherin gab ihr den ernstlichen Rat, sie moege sich
wieder niederlegen, aber Miss Lead wehrte dieses Ansinnen lebhaft ab.
"Nein, nein!" Und sie hing sich an Fraeulein Guessows Arm so fest, als ob
sie bei ihr Schutz und Beistand suche.
Auch mehrere Pensionaerinnen waren von dem ungewohnten Laerm erwacht und
aufgestanden. Angstvoll stuerzten sie aus ihren Zimmern und folgten den
Lehrerinnen dicht auf dem Fusse, Flora hatte sogar einen Rockzipfel der
Vorsteherin erfasst.
Orla hoerte Stimmen auf der Treppe und oeffnete die Thuer.
"Ist dir oder den Schwestern etwas passiert?" fragte Fraeulein Raimar
schnell in das Zimmer tretend.
Statt Orla antwortete Melanie: "Etwas furchtbar Schreckliches haben wir
erlebt!" rief sie. "Ein Gespenst, ein furchtbares Gespenst haben wir
gesehen!"
"Du hast getraeumt," sagte die Vorsteherin, "es giebt keine Gespenster!"
"Ich sah es mit offenen Augen, Fraeulein!" entgegnete Melanie mit voller
Ueberzeugung. "Erst erwachten wir alle drei von einem furchtbar lauten
Schrei, nicht wahr, Orla! gleich darauf sauste das Gespenst hier ganz
dicht am Fenster vorbei."
"Es war vielleicht ein Spitzbube, der sich Aepfel holen wollte," beruhigte
die Vorsteherin. "Hast du auch etwas gesehen, Orla?"
"Ja," sagte sie. "Ich sah zum Fenster hinaus und da schien es mir, als ob
etwas in Nellies Zimmer verschwand -"
Die Pensionaerinnen, sogar Miss Lead, draengten sich im dichten Knaeuel
aengstlich um Fraeulein Raimar. Gespenster - Spitzbuben! das war ja um sich
tot zu fuerchten. So schauerliche Dinge hatte man noch niemals in der
Pension erlebt. Flora zitterte zwar vor Furcht und Erregung, trotzdem fand
sie dieses Erlebnis hoechst romantisch. Sie nahm sich vor, in ihrem
naechsten Romane dasselbe zu verwerten.
Fraeulein Guessow hatte kaum vernommen, dass der Spuk in Nellies Zimmer
verschwunden sein solle, als sie still die Treppe hinunterstieg und sich
zu den beiden Maedchen begab. Sie oeffnete die Thuer und leuchtete in das
Zimmer. Ihr Blick glitt pruefend durch dasselbe, es war nichts Verdaechtiges
zu sehen. Die Fenster waren geschlossen und Ilse schien fest zu schlafen.
Nellie hatte sich im Bett erhoben und that ganz erstaunt beim Anblick der
Lehrerin.
"O, was giebt es?" fragte sie. "Warum ist der Glocke gezogen? Ich habe mir
so erschreckt."
"Es soll hier jemand in das Fenster bei euch gestiegen sein," antwortete
Fraeulein R
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