will ich ihn doch bei erster Gelegenheit fragen."
Das Gespraech empfing eine Unterbrechung, weil Adolf eintrat und Herrn
Knoop ein Schreiben ueberreichte.
Schon waehrend er es entgegennahm, verfinsterten sich die Zuege des Chefs
des Hausen in einer Art, dass Frau Fanny, die bei Briefen stets aengstlich
die Mienen ihres Mannes beobachtete, gleich besorgt das Wort nahm.
"Etwas Unangenehmes, Friedrich?" fragte sie.
"Ah--ah!" stiess der Mann heraus und knirschte mit den Zaehnen. "Wieder
von Theodor! Immer Theodor!" Aber als er dann gar die Zuschrift gelesen
hatte, zitterten seine Haende vor Erregung.
"Ach--die ewige, unglueckliche Plage," seufzte Frau Fanny, ohne auf
Ileisas Anwesenheit Ruecksicht zu nehmen. "Was hat er denn nun abermals?
Hast du ihm nicht erst neulich wieder Geld gesandt?"
Knoop verneinte erst stumm. Dann sagte er:
"Ich habe ihm auf seine drei letzten Briefe gar nicht geantwortet. Thaete
ich es, wuerde ich ja noch weniger Ruhe haben. Freilich, jetzt geht er
bis an die aeusserste Grenze. Nun--nun--droht er! Wahrhaftig! Waere er
nicht mein--mein--Bruder, so wuerde ich ihn auf Grund dieser Zeilen der
Staatsanwaltschaft ueberliefern."
"Lies vor, Friedrich! Wir haben ja vor Ileisa keine Geheimnisse. Wir
wissen, dass sie das, was sie fuer sich zu behalten hat, sicher in sich
verschliesst!"
"Sie duerfen dessen versichert sein, gnaedige Frau!" bestaetigte Ileisa,
das Auge frei aufschlagend, in einem einfachen, Vertrauen erweckenden
Tone.
Und Herr Knoop las:
"Wenn ich nicht bis uebermorgen vormittag zehn Uhr einen
Postrestantebrief (Hauptpostamt Unter den Linden) mit dreitausend Mark
unter T.K. vorfinde, geschieht etwas! Was aus dem Verzweiflungsakt
entsteht, ist mir gleichgueltig. Ich habe dann wenigstens ein Obdach!
Falls Du aber diese Kleinigkeit Deinem weniger vom Glueck beguenstigten
Bruder zuwendest, ihm dadurch wieder zu einer dauernden,
menschenwuerdigen Existenz verhilfst, so wird er nicht nur alle
Kraenkungen vergessen, sondern Dich niemals wieder behelligen. Nun
entscheide!
Dein Bruder
Theodor Knoop."
"Schick' ihm das Geld," draengte Frau Fanny. "Was liegt dir an ein paar
tausend Mark, wenn du Ruhe bekommst!"
Unwillkuerlich sah Ileisa empor.
Wenn sie ihrer Tante einmal einen Teil einer solchen Summe wuerde
bringen, ihr dadurch die Kargheit ihres Daseins vermindern koenne, welche
Seligkeit musste das sein! Sie liebte die alte Dame, die mit einer
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