gleichberechtigten Anforderungen an das Dasein, hineinzuversetzen. Sie
beurteilte die Dinge nur richtig und immer nur nachsichtig, sofern sie
in ihren Ideenkreis passten.
Jene goettliche, der gesamten Menschheit zugewendete Anteilnahme, jene
Beschraenkungsfaehigkeit, jene echte Weiblichkeit, die er an eine Frau
seiner Wahl stellte, besass sie nicht.
Und im Zusammenhang mit ihren Aeusserungen ueber Knoops und Ileisa, die
zugleich ihre Eifersucht gegen das junge Maedchen bekundeten, stieg in
Klamm die Erinnerung auf, was sie ihm aus dieser Eifersucht angethan
hatte!
Auf solche "Gedanken" geriet nicht einmal ein vornehmer Mensch, viel
weniger fuehrte er sie aus. Und endlich und zulegt! Das sah er schon
jetzt:
Nicht nur keinen Vorschub wuerde sie seinem Schaffensdrang leisten,
vielmehr ihn zu hindern suchen. Er wuerde--wenn er nicht die
erforderliche Energie entwickelte--nun doch der Muessiggang treibende Mann
einer reichen Frau werden!
Schon jetzt begriff Klamm nicht, dass er je hatte glauben koennen, dass sie
sich in buergerliche Verhaeltnisse wuerde hineinfinden, dass sie gar die
Gattin eines Geschaeftsmannes wuerde sein wollen. Sie konnte dem Auslugen
nach vornehmem Verkehr nicht entsagen, ihre Genusssucht, ihren Ehrgeiz
nicht einschraenken! Sie hatte anfangs zu allem ja gesprochen, aber sie
hatte sich gleich dabei selbst zugefluestert, dass sie es schon verstehen
werde, die Dinge nach ihrem Gefallen zu lenken.
Etwas Ausgleich fand Alfred von Klamm in seinem Innern durch das Urteil,
das seine Mutter ueber Adelgunde faellte.
Sie sagte ihm:
"Jeder hat etwas; jeder hat Berge von Fehlern, aber jeder hat Vorzuege,
hat Anlagen, die entwickelt werden koennen. Deine Frau ist ein
temperamentvolles Wesen! Sie ist auch gut, weich und lenksam, obschon
sie, sobald es sich um ihr Ich handelt, egoistisch zu ueberlegen, sehr
wohl die ihr mitgebrachte, nicht geringe Klugheit zu ihrem Vorteil zu
gebrauchen weiss.
"Aber ist das nicht aller Menschen Art, und kannst du sie dir nicht
weiter erziehen?"
"Ich wuerde aber, ich fuehle es, Mutter, mit dem kleinen, pflichttreuen
Maedchen im Knoopschen Hause trotz aller Entbehrungen weit gluecklicher
geworden sein. Ich liebe--ich wiederhole es--die ernste Arbeit; verachte
die Uebertreibung. Ich besitze keinen Hang zum fortwaehrenden Vergnuegen,
zu reinen Aeusserlichkeiten. Ich bin--obschon ein Adliger--durchaus
buergerlich veranlagt; ich verkehre am liebsten mit ganz einfach
|