ken in deutschen Gauen ansaessig,
stammten ebenfalls aus franzoesischem Blut. Gerade als Clairefort um die
alleinstehende, blutjunge Baronin von Butin anhielt, starb ihr
bisheriger Vormund, und dies veranlasste die spaeter Muendigwerdende, die
Gutsbesitzungen zu veraeussern; den Erloes brachte sie ihrem Manne als
Mitgift in die Ehe.
Claireforts hatten ihre Besuche gemacht und empfingen solche. Es nahm
sehr fuer sie ein, dass sie ihre Visiten nicht auf den vornehmeren und
engeren Kreis beschraenkten, in welchem die uebrigen Familien verkehrten;
sie gaben auch ihre Karten bei den angesehenen Einwohnern der Stadt ab
und entzueckten durch ihre Liebenswuerdigkeit alle Welt, mit der sie in
Beruehrung traten. Besonders lebhaft aber entwickelte sich der Verkehr
zwischen den unverheirateten Offizieren der Garnison und den
Neuangekommenen. Nach wenigen Wochen waren diese fast taegliche Gaeste der
Villa, in der stets ein Fruehstueckstisch bereit stand und in der
man--auch unangemeldet--immer eine vortreffliche Tafel mit auserlesenen
Weinen fand. Es vollzog sich dort alles wie durch Zauberhand geschaffen,
und doch war Ange die denkbar schlechteste Hausfrau.
Aber Ernst Tibet, der Kammerdiener, sorgte fuer alles. Dieser
Haushofmeister war ein Mustermensch. So unruhig und wenig umsichtig, so
ungleich und lebendig die Graefin, ebenso ernst, besonnen und zuverlaessig
war Tibet, ein Mann mit angeborener Wuerde und hoeflicher Zuvorkommenheit
zugleich.
"Tibet, bester, goldener Tibet, was beginnen wir? Eben haben sich zehn
Personen angesagt! Die Uhr ist zwei! Um fuenf wollen wir speisen!"
"Es wird alles nach Ihren Wuenschen sein, Frau Graefin," erwidert Tibet,
verbeugt sich und geht seiner Arbeit nach.
Und wenn Tibet das sagt, dann kann wohl eine kleine Welt einstuerzen,
aber wenn sie nicht einstuerzt, ist alles auf die Minute, wie er
versprochen.
Seltsamerweise bekuemmerte sich auch der Graf nicht um das Haus, wenig
auch um die Kinder, ebensowenig um seine schoene Ange. Man fragte sich
oft, was eigentlich ihn beschaeftige, wofuer er sich interessiere, welche
Gedanken hinter seiner hohen Stirn auf- und abwandern moechten. Niemand
vermochte darauf eine zutreffende Antwort zu geben. Es blieb ihm ausser
seiner dienstlichen Beschaeftigung noch viel Zeit, aber man fand ihn
weder haeufig lesend noch schreibend. Er sass meistens zurueckgelehnt in
einem alten Erbstuhl des fuenfzehnten Jahrhunderts, der vor seinem
Schreibtisch stand, st
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