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hend denken. Unbeschreiblich melodisch war ihre Stimme, sanft und durchdringend zugleich, sie hatte unnachahmlich klagende Toene in ihrer Brust. Schon lange war sie nicht mehr jung, aber die Zeit konnte ihr wenig rauben; bei diesen edlen regelmaessig schoenen Zuegen vermisste niemand den Glanz der Jugend; sie war ziemlich stark; aber auch dies machte keinen Uebelstand bei ihrer hohen Gestalt. Sie waere ein Ideal gewesen, ueber das hinaus man sich nichts denken konnte, haette sie sich nicht zuweilen von der Lust, dem Publikum zu gefallen, hinreissen lassen, ihr grosses Talent zu missbrauchen. So aber ueberschritt sie oft die Grenzen des Schoenen und ward fuerchterlich. Als Isabella zum Beispiel in dem Trauerspiel: "The Fair Penitent" (Die schoene Buessende) [Fussnote: von Nicholas Rowe, seit der Urauffuehrung (1703) vielgespieltes Repertoirestueck.], wo sie im fuenften Akt den Dolch sich ins Herz stoesst, verschied sie mit einem lauten, konvulsivischen, herz- und nervenzerreissenden Gelaechter, das ziemlich lange anhielt und den Zuschauern die Haare zu Berge straeubte. Aber so etwas will der Englaender, und halb London stroemte ins Theater, um Mme. Siddons lachen zu hoeren, obgleich die Damen Kraempfe und Ohnmachten davontrugen. Ihr wahrer Triumph aber war wohl die Rolle der Lady Macbeth: denn in dieser hatte sie ein weites offenes Feld fuer ihr grosses Talent. In der Szene des Nachtwandelns machte ihr blosser Anblick jeden Blutstropfen erstarren. Ihr Bruder Kemble verdiente ihr Bruder zu sein [Fussnote: John Philipp, Bruder der Sarah Siddons, doch nicht von ihrer genialen Begabung. Seine entscheidende Leistung lag auf dem Gebiete der Regie, in seinem Bestreben, Kostuem und Szenerie sinnvoll in den Gesamteindruck einer Auffuehrung einzugliedern, worauf man bis dahin wenig Wert legte.]. Seine Gestalt war noch sehr edel und schoen, obgleich auch er die Jugendjahre weit ueberschritten hatte. Zuweilen schien er vielleicht ein wenig monoton, aber sein Spiel war immer durchdacht und motiviert, und immer erkannte man darin seine Lehrerin. Der junge Siddons, der noch obendrein seiner Mutter sprechend aehnlich sieht, und seine Frau, die mit Jugend und Schoenheit ein grosses Talent fuer sanfte, duldende, liebende Rollen vereint, zeichneten sich ebenfalls aus, teils durch das, was sie schon damals leisteten, teils durch die Hoffnungen, die sie, gebildet in dieser Schule, fuer die Zukunft gaben. Unmoeglich kann man die Rolle
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