|
von jungen Maedchen, wo Hr. Harris auch zwey Toechter hatte.
Sie lernen hier auch tanzen, und hatten heute eine Art Ball,
wo sie alle in Gegenwart ihrer Eltern, und andrer, die als Zuschauer
hinkommen, tanzen. Es war ein allerliebster Anblick hier ueber 40
junge Maedchen, von acht bis sechzehn Jahren, wirklich mit vielem
Anstand, unter sich, und alle gleich gekleidet, tanzen zu sehn.
Nachher wurden ein Paar Taenze getanzt in die sich auch Herren mengten,
und die ich auch mittanzte."]
Oft begegneten wir sonntags auf unseren kleinen Lustreisen in der Gegend
bei London einem Zuge von dreissig bis vierzig jungen Maedchen, auf dem
Fusspfade neben der Landstrasse andaechtig zur Kirche wandelnd. Es war ein
lieblicher Anblick. Schneeweiss gekleidet, mit artigen Strohhueten, gingen
sie paarweise hintereinander fort, einige in eben aufbluehender
jugendlicher Schoenheit, andere frisch und rot in knospender Kindheit.
Mehrere Aufseherinnen begleiteten sie, strenge wachend ueber jeden Tritt,
jede Miene, damit ja kein Freudensprung, kein lautes Lachen ihnen auf
dem ernsten Wege entschluepfte. Zuweilen kam von der anderen Seite ein
aehnlicher Zug Knaben daher, dem naemlichen Ziele zuwandelnd, begleitet
von seinen Lehrern. Die Aufseher und Aufseherinnen und gruessten sich wohl
als Bekannte, aber die Kinder schielten sich nur von der Seite ein wenig
an und wandelten mit gezwungenem Ernst weiter. Es waren die Zoeglinge aus
irgendeiner der vielen Pensionen, welche jeden Sonntag zweimal feierlich
zum Gottesdienste getrieben werden. Doerfer und Flecken ringsumher
wimmeln von solchen Erziehungsanstalten, die alle gedeihen, da fast
niemand seine Kinder zu Hause erzieht, wo sie zu viel Unordnung und
Unruhe machen wuerden. Sowie Knaben und Maedchen aus der Kinderstube
kommen, werden sie in jene Erziehungsanstalten gegeben und kehren erst
nach ganz vollendeter Erziehung, beinahe erwachsen, in das vaeterliche
Haus zurueck.
Die Maedchen lernen in diesen Anstalten von allem etwas, aber wenig
Gruendliches. Man lehrt sie Geschichte und Geographie; dennoch
weiss eine Englaenderin selten, wie es ausser ihrem Vaterlande aussieht
und was dort in frueheren Zeiten sich begeben hat. Auch in der
franzoesischen und italienischen Sprache erhalten sie Unterricht,
aber dem Fremden, der nicht Englisch kann, ist damit nichts gebessert;
schwerlich wird er in der Gesellschaft eine Dame finden, die ihm
in einer fremden Sprache Rede stuende. Musik und Zeichnen
wir
|