d sehr oberflaechlich und gewoehnlich nur betrieben, um beides
spaeterhin so bald als moeglich wieder zu vergessen. Die Maedchen
lernen sticken, Papierblumen machen, sie fabrizieren artige
Papparbeiten, Kaestchen von vergoldetem Papier, Vasen von Eierschalen,
tausend zierliche Dinge; aber was man eigentlich fuer's Haus braucht,
bleibt ihnen gewoehnlich unbekannt. Der Hauptzweck des groessten Teils
der Vorsteherinnen solcher Anstalten ist vor allen Dingen,
einmal im Jahre mit ihren Zoeglingen recht zu glaenzen, wenn sich
die Eltern und Verwandten derselben bei dem grossen Pruefungsfeste
versammeln. Mehrere Monate vor diesem Feste hoert schon aller
ernstliche Unterricht auf, alles wird angewendet, um die Kinder
fuer den wichtigen Tag zu dressieren. Musikstuecke werden ihnen
eingelernt, die sie vor der entzueckten Versammlung mechanisch
ableiern sollen, Zeichnungen werden mit Hilfe des Lehrmeisters
verfertigt und dergleichen mehr. Die Hauptsache aber bleibt,
sie fuer den Ball, der abends gegeben wird, abzurichten, und
der Tanzmeister kommt mehrere Wochen lang kaum aus dem Hause.
Eine Dame unserer Bekanntschaft, deren Toechter in dem nahe bei London
gelegenen Flecken Southwark in Pension waren, fuehrte uns
zu solch einem Fest dahin. Die Vorsteherin des sehr grossen Hauses
empfing uns mit vieler Artigkeit. Wir wurden in einen grossen Saal
gefuehrt, an dessen einem Ende die hocherfreuten Muetter und uebrigen
Verwandten der jungen Maedchen sassen; die Zoeglinge selbst waren
am entgegengesetzten Ende auf mehreren Reihen amphitheatralisch
uebereinander sich erhebender Baenke wie zur Schau ausgestellt.
Auch gewaehrten sie einen sehr reizenden Anblick. Man denke sich
fuenfzig junge Maedchen von acht bis sechzehn Jahren, huebsch,
in bluehender Gesundheit, einfach, aber geschmackvoll in die Uniform
des Hauses gekleidet, mit schneeweissen kurzen Kleidern und
blauen Schuhen. Ein silbernes Netz um's Haar, eine silberne Schaerpe
um den Leib war ihr ganzer Putz; so sassen sie da, gluehend
vor rascher jugendlicher Erwartung und Freude.
Unter Anleitung des Tanzmeisters begann endlich der Ball.
Die Maedchen tanzten unter sich lauter ganz bescheidenen Taenze;
keinen Walzer, keinen Shawltanz, keine kuenstlichen Spruenge,
sondern eine Art Menuette zu sechs bis acht Paaren, welche
der Tanzmeister fuer sie eigens komponiert hatte und die wohl
sonst nirgends in der Welt getanzt werden als in Pensionsanstalten
wie dieser. Die geschickten Taen
|